(Foto: Christina Waitkus/Thünen Institut)
Moorböden spielen trotz ihres geringen Flächenanteils von etwa 5 % eine zentrale Rolle in der Klimabilanz Deutschlands. Entwässerte Moore und andere organische Böden tragen rund 6,7 % zu den nationalen Treibhausgas(THG)-Emissionen bei, wobei Kohlendioxid (CO₂) mit einem Anteil von über 90 % die Hauptemission darstellt. Organische Böden sind vor allem in der Landwirtschaft maßgeblich für klimaschädliche Emissionen verantwortlich: Sie machen nur 6,7 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche aus, verursachen jedoch 44 % der THG-Emissionen dieses Sektors.
Ein deutschlandweites Monitoring des Thünen-Instituts für Agrarklimaschutz soll jetzt die notwendigen Daten für die einheitliche Beschreibung und Bewertung der Klimawirksamkeit der Moorböden im Offenland erheben.
Parallel prüft das Thünen-Institut für Waldökosysteme die Machbarkeit eines bundesweiten Monitorings für Moorböden in Waldgebieten. Untersucht werden in beiden Projekten sowohl der Status-quo einer auf Entwässerung basierenden land- und forstwirtschaftlichen Nutzung als auch Maßnahmen zur Minderung von THG-Emissionen.
Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) fördert die Vorhaben im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ab Juni 2025.
Monitoring-Netz wird weiter ausgebaut
Das Vorhaben zum Offenland baut auf dem bis Mai 2025 laufenden, vom BMEL geförderten Projekt „MoMoK“ auf, in dessen Rahmen bereits rund 120 langfristige Monitoringstandorte in Moorgebieten etabliert wurden. In „MoMoKII“ (Moorbodenmonitoring für den Klimaschutz im Offenland – Erweiterung des Netzwerkes und Testphase für die Operationalisierung eines deutschlandweiten Monitorings) optimieren die Forschenden die Arbeitsabläufe der Datenerhebung auf den bestehenden Standorten und erweitern das Monitoringnetz um neue Messpunkte. Ein Schwerpunkt der Untersuchungen liegt auf der systematischen Erfassung der Wasserstände, da diese einen entscheidenden Einfluss auf die Torfmineralisierung und damit auf die Kohlenstoffdynamik haben.
Die deutschlandweite Modellierung der Moorwasserstände setzt spezifische Monitoringdaten voraus, die in Deutschland bislang nicht systematisch erfasst wurden. Hierfür sind auch eine Verbesserung des Datenmanagements sowie dessen Qualitätssicherung erforderlich. Mit der Erstellung und Optimierung der Datenbasis schafft MoMoKII die Voraussetzungen für eine zukünftige Entwicklung von Fernerkundungsmethoden zur großflächigen Überwachung von Moorböden. Ziel ist der Aufbau eines deutschlandweiten Moorbodenmonitorings als wichtige Grundlage für effektive Bewertung von Maßnahmen zur Reduzierung von THG-Emissionen.
Wissenschaftliche Untersuchung zu CO₂-Emissionen und nachhaltiger Nutzung
Neben Wasserständen erhebt das Projektteam grundlegende Informationen zur langfristigen Bewertung der Klimawirksamkeit, z. B. über Geländehöhenänderungen oder der Ermittlung des Vorrats an organischem Kohlenstoff im Torfkörper. So ermöglicht die Langzeitbeobachtung der Geländehöhen z. B. die Quantifizierung der Torfschrumpfung in entwässerten Mooren und des Höhenzuwachses durch Torfbildung auf wiedervernässten Flächen. Darüber hinaus stehen die Vegetationszusammensetzung und -Entwicklung als mögliche Indikatoren für die Abschätzung von Wasserständen zur Ableitung von THG-Emissionen im Fokus. Übergeordnetes Ziel ist es, für ein deutschlandweit konsistente und repräsentative Abschätzungen der CO2-Emissionen aus Moorböden die notwendigen Daten bereitzustellen, die nicht zuletzt auch in die nationale Emissionsberichterstattung einfließen werden.
Moormonitoring in Wäldern
Mit dem Projekt „Machbarkeitsstudie für zukünftiges Moormonitoring im Wald“ (Mach-MoWa) entwickelt das Thünen-Institut für Waldökosysteme ab Juni 2025 ein bundesweites Monitoring für Moorböden in Waldgebieten. Dafür werden bereits bestehende und neue Messstandorte analysiert, um Veränderungen im Kohlenstoffspeicher und im Wasserhaushalt zu dokumentieren. Mithilfe der erhobenen Daten präzisieren die Forschenden Emissionsfaktoren. Die Ergebnisse fließen in ein standardisiertes, angepasstes Monitoringhandbuch ein und sollen Politik sowie Waldbesitzende bei Klimaschutzmaßnahmen unterstützen.
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.
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