Eick von Ruschkowski, Annette Dieckmann, Gisela Lamkowsky, Susanne Eilers und Norbert
Blumenroth
Zusammenfassung
Ist die Krise der biologischen Vielfalt im Schatten der Klimakrise ein Thema, das in der Lebenswelt junger Menschen seinen Platz findet? Anhand von zwei Fallbeispielen bestehender Bildungsangebote an der Schnittstelle zwischen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und
Naturschutz wird veranschaulicht, welche Innovationspotenziale aus Sicht des Naturschutzes bestehen und genutzt werden könnten, um die Anschlussfähigkeit an diejenigen Fragestellungen herzustellen, die die jungen Menschen bewegen. Auch in Hinblick auf Qualifizierungsangebote für
Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ist es erforderlich, thematische und methodische Erweiterungen vorzunehmen, um z. B. den Ansprüchen von mehr Partizipation und Bildungsgerechtigkeit adäquat zu begegnen sowie die Verbindung zwischen digitalen Lebens- und analogen
Lernwelten herzustellen. Bildungseinrichtungen sind daher gefordert, ihr Rollenverständnis genauer zu definieren und flexibel auf die gesellschaftlichen Ansprüche zu reagieren.
Naturschutz – Nachhaltigkeit – Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) – Bildungsgerechtigkeit – Jugendliche – Jugend – ProtestbewegungenAbstract
While the climate crisis often overshadows the biodiversity crisis, does conservation still matter within the current juvenile generation? Based on two case studies of existing educational programmes at the interface between conservation and education for sustainable development
(ESD), we explore the potential for innovation which would enhance connectivity between conservation issues and the questions that matter most to young people. In addition, thematic and methodological extensions are required within training programmes aimed at educators and agents of
change to meet demands for participatory approaches and equitable quality education or to facilitate the connection between digital living and analogue learning environments. Educational institutions and training centres are challenged to redefine their perceived role and to respond
more flexibly to changing societal demands.
Conservation – Sustainability – Education for sustainable development (ESD) – Equitable education – Juveniles – Youth – Protest movementInhalt
1 Junge Menschen als Zielgruppe von Naturschutz
Umwelt- und Klimaschutz stehen auf Platz eins der Themen, für die sich Jugendliche politisch engagieren würden. Dies gilt sowohl für bildungsnahe als auch für bildungsferne Jugendliche (Calmbach et al. 2020). Aber gilt dieses hohe
Interesse auch den Themenfeldern des Natur- und Artenschutzes? Obwohl die gegenwärtige Krise der biologischen Vielfalt aus wissenschaftlicher Sicht viel dramatischer eingeschätzt wird als der Klimawandel (Rockström et al. 2009; Steffen et al. 2015), laufen Fragestellungen, die für die biologische Vielfalt relevant sind, in der öffentlichen Wahrnehmung im Schatten der Diskussion um Klimaveränderungen deutlich hinterher (Legagneux et al.
2018). Insbesondere mit Blick auf junge Menschen ist daher die Frage angebracht, inwieweit jenseits der medialen Sicht Naturschutz mit den Anliegen der etwa 14- bis 27-Jährigen kompatibel ist: Wenn es z. B. an gemeinsamen Narrativen mangelt, wie können die
Anknüpfungspunkte verbessert werden, welche Akteure sind gefordert, Brücken zu bauen (vgl. Kasten 1)? Erreichen tradierte Ansätze die jungen Menschen? Trotz aller generellen Zustimmung im Rahmen der Naturbewusstseinsstudien haftet dem
Naturschutz alles andere als ein modernes Image an: Gängige Assoziationen sind eher „rückwärtsgewandt“, „spaßbefreit“ oder „verbotslastig“ (vgl. Schmidt-Jodin, Boppel 2002; Reusswig 2003; Schuster 2005; von Ruschkowski 2010).
Kasten 1: Naturschutz und Social Media: Influencerinnen und Influencer für biologische Vielfalt und die politische Bildung einer engagierten jungen Generation.
Box 1: Nature conservation and social media: Influencers for biodiversity and the political education of a dedicated young generation.
Jugendbewegungen wie Fridays for Future, eine neue Demonstrationskultur sowie das Wahlverhalten bei Jungwählerinnen und Jungwählern in Europa zeigen, dass eine politisch aktive und an Mitgestaltung interessierte junge Generation heranwächst, die für die Probleme des Klimawandels
sensibilisiert ist und sich für die Sicherung der Zukunft einsetzen möchte. Die Sicherung einer lebenswerten Zukunft ist jedoch nicht allein im Kontext des Klimawandels zu denken: Die ökologische Krise und damit verbunden der massive menschenbedingte Verlust von Tier- und
Pflanzenarten sowie von deren Lebensräumen sind Themenbereiche, die im öffentlichen Diskurs oft zu kurz kommen. Darüber hinaus fehlen trotz hoher persönlicher Einsatzbereitschaft der Jugendlichen (vgl. BMU, BfN 2021) oft die Kenntnisse darüber,
wie jede/jeder Einzelne durch eigene Handlungsmöglichkeiten diesen Problemfeldern begegnen und entgegenwirken kann.
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) fördert deshalb das innovative und digitale Verbändeförderprojekt „Naturexpedition2050“ (Laufzeit 7/2020 – 8/2022) des Vereins „Die Multivision e. V.“. Übergeordnetes Ziel des Bildungsprojekts ist es, in
Zusammenarbeit mit Influencerinnen und Influencern im Social-Media-Bereich das hohe Zukunftspotenzial der Jugendlichen für den Bereich des Naturschutzes und die Erhaltung der biologischen Vielfalt zu aktivieren: Die Mediennutzung junger Menschen verändert sich, „klassische Medien“
verlieren an Bedeutung und Reichweite. Um jugendliche Zielgruppen zu erreichen, wird die Zusammenarbeit mit Influencerinnen und Influencern in Zukunft auch im Naturschutz immer wichtiger werden. In gemeinsamer Konzeption mit dem BfN gibt „Die Multivision e. V.“ im Rahmen des
Projekts vier Influencerinnen und Influencern aus dem Nachhaltigkeitsbereich eine Stimme für Naturschutz:
Marie Johnson: Die erfolgreiche Youtuberin und Fashion-Unternehmerin setzt sich auf ihren Social-Media-Kanälen glaubwürdig für Nachhaltigkeitsthemen ein. In „Naturexpedition2050“ betrachtet sie für Schülerinnen und Schüler das Thema biologische Vielfalt.
Benjamin Jaworskyj: Als Abenteurer, Fotograf und Youtuber ist für Benjamin Jaworskyj der Schutz der Natur eine Herzensangelegenheit. Nicht nur, damit er in der Natur weiterhin das nächste „perfekte Bild“ findet: Die hohe Bedeutung von Schutzgebieten für die Erhaltung von
Tier- und Pflanzenarten sowie von deren Lebensräumen ist ihm ein zentrales Anliegen.
Franziska Odemer: Auf ihrem YouTube-Kanal FranziBee gibt die ausgebildete Imkerin viele wertvolle Tipps für die Arbeit mit Honigbienen. Im Bildungsprojekt widmet sie sich den Themen Insektenrückgang und Insektenschutz.
Mario Rodwald: Für den dreifachen Europameister im Kitesurfen ist das Schönste an seiner Sportart das Naturerlebnis. Auf Grund dieser Verbundenheit mit dem Wasser setzt sich Mario Rodwald für den Meeres- und Gewässerschutz ein, um zukünftigen Generationen diesen Schatz zu
bewahren.
Beim Projekt „Naturexpedition2050 – Deine Reise in eine lebensraumerhaltende Zukunft“ wird Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern eine digitale Lernplattform zur Verfügung gestellt, auf der sie sechs konzipierte Unterrichtseinheiten finden. Die erste
Unterrichtseinheit ist der Start der Expedition. Hier wird durch die Beantwortung eines Fragebogens der Wissensstand in Bezug auf Natur und Naturschutz erfasst. Vier weitere Unterrichtseinheiten betrachten die Themen biologische Vielfalt, Meeres- und Gewässerschutz, Schutzgebiete und
Insektenrückgang. Zum Abschluss der Expedition werden durch die erneute Beantwortung des Fragebogens die Veränderungen im Bewusstsein der Jugendlichen durch das Projekt erfasst. Alle Unterrichtseinheiten bestehen aus einem Video, in dem die o. g. Influencerinnen und Influencer
die Unterrichtseinheit vorstellen, Herausforderungen einer lebensraumerhaltenden Zukunft erläutern und innovative Projekte und Ideen sowie Berufsmöglichkeiten aufzeigen, mit denen man diese Herausforderungen lösen kann. Begleitet wird das Projekt mit jahrgangsspezifischen
Unterrichtsmaterialien und Aktivierungsaufgaben. Grundsätzliches Ziel ist es, dass Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer verstehen, dass eine lebensraumerhaltende Zukunft möglich ist. Denn nur, wenn der Glaube daran in der Gesellschaft verstetigt werden kann, wird es
möglich sein, die enormen Herausforderungen und den Wandel zu meistern.
„Die Multivision e. V.“ ist ein seit 1988 bundesweit tätiger, gemeinnütziger Verein, der für die politische und gesellschaftliche Bildung, Aufklärung und Erziehung von Jugendlichen arbeitet. Der Verein wurde im Rahmen der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ für
seine Aktivitäten ausgezeichnet und organisiert jährlich ca. 1.000 Schulbildungsveranstaltungen sowie auch Projekttage, Ausstellungen und Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer. Informationen zum Projekt und zur YouTube-Plattform der Influencerinnen und Influencer stehen im
Internet unter https://www.naturexpedition2050.de zum Abruf bereit.
Literatur
BMU, BfN/Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Bundesamt für Naturschutz (2021): Jugend-Naturbewusstsein 2020. Bevölkerungsumfrage zu Natur und
biologischer Vielfalt. BMU, BfN. Berlin, Bonn: 103 S.
Autoren
Daniel Bücher
Stellvertretender Geschäftsführer
Die Multivision e. V.
Verein für Jugend- und Erwachsenenbildung
Griegstraße 69
22763 Hamburg
E-Mail:
daniel.buecher@multivision.info
Internet:
https://www.multivision.info
Dr. Andreas Wilhelm Mues
Bundesamt für Naturschutz
Fachgebiet I 2.2 „Naturschutz, Gesellschaft und soziale Fragen“
Konstantinstraße 110
53179 Bonn
E-Mail:
andreas.mues@bfn.de
Internet:
https://www.bfn.de
Haber (2005) beklagte zudem nicht ganz zu Unrecht, dass die Naturschutzgesetzgebung die Heranführung von Kindern und Jugendlichen an die Natur oft eher behindert als fördert – Barrieren können damit im Bildungskontext bereits zum
frühestmöglichen Zeitpunkt entstehen. Grundsätzlich aber sind Natur- und Artenschutz anschlussfähig im Kontext der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE): Naturerleben spricht die Sinne an und ermöglicht die inhaltliche Verknüpfung zwischen lokalen und globalen Themen sowie der
analogen und digitalen Welt – ideale Ausgangsvoraussetzungen, um das Konzept der Gestaltungskompetenz als Fundament der BNE (de Haan 2008; vgl. auch Kasten 2) umzusetzen. Anhand einer
schlaglichtartigen Betrachtung der Bildungsarbeit an der Schnittstelle von BNE und Naturschutz wollen wir illustrieren, welche Innovationspotenziale, aber auch Herausforderungen in diesem Kontext bestehen. Der Beitrag erhebt nicht den Anspruch einer vollständigen Bestandsaufnahme;
gedacht ist er vielmehr als Impuls für eine dringend erforderliche Debatte darüber, wie die Anliegen des Natur- und Artenschutzes besser in den Bildungskontext der Agenda 2030 eingeordnet werden können.
Kasten 2: Transdisziplinäre Sommerakademien für Naturschutz und nachhaltige Entwicklung in Kooperation zwischen Jugendverband, Hochschule und Großschutzgebiet.
Box 2: Transdisciplinary summer schools in cooperation with youth association, university and nature reserve.
Seit 2016 organisiert die BUNDjugend Baden-Württemberg jährlich (mit Ausnahme des „Coronajahrs“ 2020) im August eine sechstägige Sommerakademie für Naturschutz und nachhaltige Entwicklung. Zielgruppe sind Menschen im Alter von 16 bis 27 Jahren. Die Akademie wird in
gleichberechtigter Zusammenarbeit von der BUNDjugend Baden-Württemberg mit der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen sowie im Wechsel mit den baden-württembergischen Biosphärengebieten Schwäbische Alb und Schwarzwald sowie dem Nationalpark Schwarzwald
veranstaltet.
Die drei Akteure führen alle, in ihrem jeweiligen Kontext, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) durch – allerdings mit ganz unterschiedlichen Methoden, Perspektiven und Zugängen. Die Zusammenarbeit dreier so unterschiedlicher Akteure stellt die besondere Qualität und
das Alleinstellungsmerkmal der Sommerakademie dar. Hauptamtliche aller drei Akteure bereiten die Sommerakademie gemeinsam vor und führen sie auch gemeinsam durch.
Die Akteure bewegen sich prototypisch in einem Spannungsfeld zwischen der Hochschule mit Erkenntnisinteresse, dem Jugendverband mit Gestaltungsinteresse sowie den Verwaltungen der Großschutzgebiete und deren spezifischen Interessen mit Vor-Ort-Bezug. Ziel der Akademie ist die
Unterstützung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Entwicklung von Empathiefähigkeit, kritischer Urteilskompetenz und Reflexionsvermögen. Ebenso wird die Entwicklung von Lösungs- und Handlungskompetenzen angeregt. Die Wissensbestände aller Beteiligten sowie deren Methoden und
Erfahrungen werden in der Programmplanung abgebildet. Auch bei der Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird auf eine interdisziplinäre und heterogene Zusammensetzung Wert gelegt.
Die Sommerakademie findet im jeweiligen Großschutzgebiet in einem geeigneten Seminarhaus statt. So verwebt sich während der Akademie das Erleben des Gebiets mit seiner typischen Landschaft und diversen Praxisbeispielen mit wissenschaftlichen Diskussionen und jugendverbandlicher
Praxis in Form der Seminar- und Reflexionsmethoden. Die Methoden- und Perspektivenvielfalt ermöglichen außerdem die gelungene Verknüpfung konkreter Beispiele und Lebensrealitäten mit abstrakten gesellschaftlichen und politischen Fragen.
Themen und Programm
Durch die Verbindung unterschiedlicher Akteure als Veranstalter entsteht ein sehr abwechslungsreiches Programm aus wissenschaftlichen Beiträgen, Exkursionen, Betriebsbesuchen, Reflexionsphasen, Naturerleben, handwerklichen Angeboten, Diskussionen im Plenum, Kleingruppenarbeiten
sowie Fachgesprächen mit Expertinnen/Experten und Politikerinnen/Politikern.
Das Thema der Akademie orientiert sich an den Besonderheiten des jeweiligen Schutzgebiets. Generell wird aber die Frage gestellt, wie nachhaltige Entwicklung vor Ort gelebt werden kann, welche Werte und Normen damit verbunden sind und was notwendig ist, damit die spezifischen
Landschaften dauerhaft erhalten bleiben. Außerdem wird gefragt, welche Rolle der Naturschutz bei der Zukunftsfähigkeit der Region spielt, ohne dabei den Blick auf die globale Situation außer Acht zu lassen. Der Gegenstand der Akademie ist durch die „Frage des Tages“ in verschiedene
Aspekte unterteilt. So wird jedem Tag ein anderer Schwerpunkt zugewiesen.
Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind regelmäßig diejenigen Themen besonders prägend, bei denen es für sie um einen Transfer von allgemeinen Überlegungen ins Konkrete geht. Die regionalen Besonderheiten spielen bei diesem Transfer die entscheidende Rolle. Auf der
Sommerakademie 2021 wurde dies bei einem Besuch der Wanderschäferin Johanna von Mackensen, die inmitten ihrer Schafherde ausführlich über ihren Beruf und die Landschaftspflege mit Schafen erzählte, oder bei einer geführten Exkursion über den ehemaligen Truppenübungsplatz mit
einem Ranger des Biosphärengebiets deutlich. Eine zweite Kategorie bedeutsamer Themen sind Fragestellungen, bei denen es um das Nachvollziehen von Konflikten geht. Auf der Sommerakademie 2018 im Nationalpark Schwarzwald wurden diese Konflikte z. B. durch zwei
aufeinanderfolgende Vorträge zum Thema Prozessschutz vs. Management dargestellt. In den letzten Jahren war ein Expertinnen- und Expertengespräch Teil jeder Akademie. Hier wurden die unterschiedlichen Interessen und Blickwinkel verschiedener Akteure mit Gästen vom Regierungspräsidium
oder Umweltministerium, von den Umwelt- oder Bauernverbänden, aus den Großschutzgebieten oder auch mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden diskutiert. Auch im Rahmen der Exkursionen und Betriebsbesuche werden Konflikte dargestellt, so etwa beim Besuch eines
Landwirts, der eine bestimmte, nur im Schwarzwald vorkommende Rinderrasse hält. Neben der fachlichen Weiterbildung sind der Austausch mit anderen Interessierten, das Kennenlernen von Lebensentwürfen und Berufen, die Möglichkeit der Reflexion eigener Werte und Ziele sowie das Erleben
der Landschaften von großer Bedeutung. Außerdem wird die konkrete Umsetzung nachhaltiger Entwicklung während der Akademie, etwa durch das überwiegend vegane und regionale Verpflegungskonzept, geschätzt.
Erfolgsfaktoren der Zusammenarbeit
In einer Kooperation so unterschiedlicher Institutionen ist es von hoher Bedeutung, dass alle konkret handelnden Personen den Mehrwert der Zusammenarbeit für sich persönlich und ihre Institution sehen und schätzen. Zusammenarbeit bedeutet einen nicht zu unterschätzenden Aufwand,
dem die Bereicherung durch die Stärken der Anderen gegenübersteht. Grundbedingung für das Gelingen solcher Kooperationen ist ein wertschätzender Umgang auf persönlicher wie institutioneller Ebene. Außerdem ist eine offene und verbindliche Kommunikation über die teils sehr
unterschiedlichen organisatorischen Rahmenbedingungen essenziell. Klare Absprachen zu Finanzen, Verantwortungsbereichen und Aufgabenverteilung sind die daraus resultierende Arbeitsgrundlage. Eine für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer rundum bereichernde Sommerakademie ist dabei jedes
Jahr wieder sowohl gemeinsame Zielsetzung als auch Belohnung für erfolgreiches Arbeiten. Die Aussagen der schriftlichen Auswertung der einzelnen Akademien bestätigen diese Einschätzung. So sagte ein Teilnehmer: „Eine tolle Kooperation, die Wissensvermittlung aus unterschiedlichen
Perspektiven mit Einblick in die Praxis und einer tollen gemeinschaftlichen Atmosphäre und schönen Naturerlebnissen verbindet.“ Auf die Frage, ob sich die Einstellung zu Natur und Nachhaltigkeit durch die Sommerakademie verändert hat, sagen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: „Ich
hab' einen weiteren Einblick in das Thema Nachhaltigkeit bekommen und weiß, was ich noch alles verändern kann.“ Oder: „Meine Grundeinstellung ist gleich geblieben. Dennoch wurde ich darin bestärkt, was und warum ich schützen möchte.“ Auf dem Auswertungsbogen wird auch gefragt, was die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer persönlich von der Sommerakademie mitnehmen. Dazu wurde geschrieben: „Sie hat mir wieder gezeigt, wie schön die Natur ist und dass es sie wirklich zu erhalten gilt.“ „Die Vernetzung zwischen allen unterschiedlichen Arten und die starke Verbindung
zwischen Mensch und Natur.“ Und abschließend: „Es war super, dass sich jeder offen einbringen konnte und wir so viele unterschiedliche Leute kennenlernen durften, die aber alle ähnlich ticken. Außerdem wurden Themen kontrovers betrachtet und nicht nur von einer Seite (nicht alles
schwarz-weiß).“
Autorin
Sabine Renelt
BUNDjugend Baden-Württemberg
Rotebühlstraße 86/1
70178 Stuttgart
E-Mail:
sabine.renelt@bundjugend-bw.de
2 Naturschutz im Kontext der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
Über den BNE-Ansatz wird das Ziel verfolgt, Lernende dazu zu befähigen, die globalen Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft zu lösen. Den dazu erforderlichen inhaltlichen Rahmen liefern seit 2015 die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable
Development Goals, SDG) aus der sog. Agenda 2030 (vgl. BMBF 2017). Zahlreiche SDG schließen Naturschutzthemen ein – entweder direkt (Ziel 14: Leben unter Wasser, Ziel 15: Leben an Land) oder über indirekte
Anknüpfungspunkte (z. B. Ziel 6: sauberes Wasser; Ziel 7: bezahlbare und saubere Energie). Wie aber gelingt es, aus Sicht des Naturschutzes besonders relevante Themen innerhalb des Nachhaltigkeitsdiskurses sichtbarer zu machen? Auf konzeptioneller Ebene finden sich
zahlreiche Ansätze, vom Naturerleben ab dem frühkindlichen Alter bis hin zu stark reflektierenden Ansätzen in der Wildnisbildung (vgl. Lindau et al. 2021). Aber erreichen diese Angebote die junge Generation? Welche Rolle kann der
nonformale und informelle Bildungskontext einnehmen, um Beziehungen zwischen der „klassischen“ Disziplin des Naturschutzes einerseits und der Mammutaufgabe der sozial-ökologischen Transformation andererseits deutlich werden zu lassen? Letztere gelingt nicht mit ein bisschen wohlgemeinter
Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit auf Basis tradierter Wissensvermittlung. Die Diskrepanz zwischen Wissen und tatsächlichem Verhalten – auch und gerade im Kontext von Umwelt- und Naturschutz (vgl. u. a. de Haan, Kuckartz
1996) – ist seit vielen Jahrzehnten beschrieben, von daher ist es angebracht, sich von dem Mantra zu lösen, dass eine naturkundliche Exkursion die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu vorbildlich Handelnden im Sinne der Nachhaltigkeit macht.
Für eine Neuorientierung naturschutzbezogener Bildungsangebote wird es erforderlich sein, auch Unbequemes, z. B. die empirischen Befunde tiefgreifender Wertekonflikte, die das Für und Wider des Naturschutzes innerhalb der Gesellschaft maßgeblich prägen (Manfredo et al. 2017), zu adressieren. Dies führt zu unmittelbaren Konsequenzen für die Ausrichtung der Bildungs- und Qualifizierungsangebote selbst, birgt aber auch die Chance, gleichzeitig die von jungen Menschen wahrgenommenen Barrieren für
politisches Engagement – mangelnder Einfluss und mangelndes Wissen (Calmbach et al. 2020) – abzubauen. Bildungsinstitutionen aus dem Bereich des Natur- und Umweltschutzes sind an dieser Stelle potenziell starke Partner, um junge
Menschen beim Lernen und im Engagement entlang ihrer Interessen zu unterstützen.
3 BNE-induziertes Innovationspotenzial für naturschutzbezogene Bildungskontexte
Der Nationale Aktionsplan BNE (NAP BNE, BMBF 2017) dient als Anhaltspunkt, Eigenschaften zeitgemäßer Angebote für junge Menschen im nonformalen/informellen Bildungskontext zu identifizieren. Im Vergleich zu einer naturkundlichen
Exkursion – ohne deren Stellenwert in Frage zu stellen – wird deutlich, welche Potenziale, aber auch Herausforderungen sich hieraus ergeben: Wirksame Beteiligung, Diversität und Inklusion sowie das Schaffen von Freiräumen sind zunächst Schlagwörter, die aber einer
weitergehenden Ausgestaltung bedürfen.
Die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung e. V. (ANU) als Dachverband der Umweltbildungseinrichtungen hat sich dieser Aufgabe angenommen (ANU 2020). Dabei liegt der institutionelle Rahmen einer Einrichtung ebenso im Fokus der
Grundsätze wie die einzelnen BNE-Angebote selbst, denn die jeweilige wertegebundene Haltung und die eigenen Sichtweisen der Bildungsakteure als Gestaltende der Transformation müssen transparent gemacht werden und kritikfähig sein. Zum überzeugenden und vertrauenserhaltenden Auftreten der
Bildungsanbieter gehört, dass im Sinne eines „whole institution approach“ Nachhaltigkeit belegbare Maxime der gesamten Einrichtung ist und nicht nur punktuell gilt. Dieser Anspruch wird zu Recht von der jungen Generation formuliert.
Mit Blick auf Themen und Formate von BNE-Angeboten ist es wichtig, dass diese sich an den SDG sowie den Lebenswelten und Bedürfnissen junger Menschen orientieren. Aus Naturschutzsicht ist es bedeutsam, entsprechende Narrative (vgl. BMBF 2017)
zu entwickeln, denn Bezüge zu alltagsnahen Themen wie Ernährung und Konsum, verknüpft mit konkreten Handlungsmöglichkeiten, wirken sich positiv auf Motivation und Lernerfolg aus. Eine sektorenübergreifende Vernetzung (Akteure aus Naturschutz und Entwicklungszusammenarbeit, lokale
Betriebe, Landnutzende etc.) und idealerweise der Aufbau von Bildungslandschaften für nachhaltige Entwicklung sind geeignete Mittel, um die Komplexität durch Beiträge authentischer Akteure aus mehreren Perspektiven zur Geltung zu bringen.
Sozial-ökologische Transformation bedeutet auch, die ökonomische Dimension und alternative Ansätze, etwa „Postwachstumsökonomie“, angemessen in Bildungsangebote integrieren zu können. Der Ausbildungshintergrund vieler ANU-Bildungsakteure ist die Ökologie, so dass entsprechende
Qualifizierungsbedarfe entstanden sind, die Thematik adäquat abzudecken.
Ein wichtiger Aspekt zur Anknüpfung an die Lebenswelt junger Menschen ist zudem das Zulassen und Reflektieren von Emotionen. Derzeit sind Sorge und Hoffnungslosigkeit die vorherrschenden Emotionen in Bezug auf die globale Zukunft junger Menschen (Overwien 2019), was den überwiegend positiv ausgerichteten BNE-Ansatz zu konterkarieren scheint – dieser ist im Wesentlichen aus der Kritik an Umweltbildungskonzepten Ende der 1990er-Jahre entstanden, zu sehr auf Bedrohungsszenarien zu fokussieren. Da aber
entsprechende Bewältigungsstrategien aus der Umweltpsychologie seit Langem vorliegen (vgl. Unterbruner 1991; Hamann et al. 2016), sollte der Umgang mit negativen Emotionen in BNE-Konzepte adäquat
integriert werden (Brock, Grund 2020).
Spätestens die Coronavirus-disease-2019(COVID-19)-Pandemie hat noch einmal verdeutlicht, dass der Kontrast zwischen Naturerlebnis und Digitalisierung spannende Fragestellungen auch für den Bildungskontext aufwirft. Bisher verhalten sich viele Akteure der Umweltbildung zumindest
teilweise distanziert, sehen sie doch in der analog stattfindenden Realbegegnung ein bedeutendes und zu erhaltendes Qualitätsmerkmal nonformaler Umweltbildung (vgl. Dotterweich 2020). Junge Menschen halten sich allerdings mehr und mehr in digitalen
Lebenswelten auf, verstehen dies auch – wie die analogen Kontakte – als ihre reale Welt, in der Bildung und Lernen zunehmend stattfinden. Digitale Formate ermöglichen es bei gesicherter Teilhabe einfacher als früher, dass junge Menschen ihre Bildung selbst in die Hand
nehmen und gestalten. Als Beispiel dienen hier die von Fridays for Future und Students for Future selbst entwickelten Public-Climate-School-Formate (https://publicclimateschool.de/). Neue Formate von hoher Beliebtheit wie
Erklärvideos (Findeisen et al. 2019) werden bislang von Naturschutz- und Umweltzentren nur sehr punktuell bis gar nicht bedient. Dies ist insofern von Bedeutung, als junge Erwachsene als Adressaten von diesen Einrichtungen bislang kaum
erreicht werden, da sie eher selbstorganisiert als aus dem Wesen der Jugendnaturschutzverbände heraus aktiv werden.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist, dass auf Grund der jeweiligen Milieuzugehörigkeit vielerorts kulturell keine Zugehörigkeit zu den Belangen des Naturschutzes empfunden wird: Eine nicht veröffentlichte Befragung der ANU von 2019 zeigte, dass unter den Beschäftigten in
Umweltbildungseinrichtungen weitaus weniger Menschen mit Migrationshintergrund sind, als es dem Durchschnitt der Bevölkerung entsprechen würde. Ein Bewusstsein für interkulturelle Öffnung ist zwar vorhanden, eine Organisationsentwicklung, die daraus auch konkrete Maßnahmen ableitet, gibt
es aber nur punktuell.
4 Die Rolle staatlich getragener Einrichtungen in der Naturschutz- und Umweltbildungsarbeit
Ein Akteur an der Schnittstelle von Naturschutz und BNE sind die im Bundesweiten Arbeitskreis der staatlich getragenen Natur- und Umweltbildungsstätten (BANU; https://www.banu-akademien.de/) zusammengeschlossenen
Einrichtungen der Länder. Trotz unterschiedlicher Aufgabenschwerpunkte tragen die einzelnen BANU-Akademien dazu bei, das Bewusstsein für Umwelt-, Naturschutz- und Nachhaltigkeitsfragen zu steigern, und haben gemeinsame Veranstaltungs- und Fortbildungsformate auf den Weg gebracht –
etwa die bundesweiten Naturerlebnistage bzw. Naturerlebniswochen. Die BANU-Einrichtungen verfolgen gemeinsam das Ziel, als Lernorte der Nachhaltigkeit im Sinne des NAP BNE zu fungieren und anhand der dort genannten Handlungsfelder für den Bereich des nonformalen und des informellen
Lernens die bestehende Angebotsstruktur zu hinterfragen sowie neue Angebote zu integrieren bzw. zu konzipieren. Alle sieben Handlungsfelder des NAP BNE (vgl. BMBF 2017: 69 ff.) weisen eine hohe Relevanz für den BANU auf, da dieser
als Zusammenschluss staatlich getragener Einrichtungen selbst für das siebte Handlungsfeld – die Entwicklung tragfähiger Finanzierungsmodelle und -instrumente – grundsätzlich eher eine Rolle einnehmen kann als nichtstaatliche Einrichtungen, wobei die Schwerpunkte der Arbeit
selbstverständlich auf den übrigen sechs Handlungsfeldern liegen.
Die in Abschnitt 3 benannten Anforderungen, die einen engen Bezug zum NAP BNE aufweisen, sind grundsätzlich ein zweischneidiges Schwert, da die Reflexion des Bestehenden anhand der aufgezeigten Innovationspotenziale einerseits neue
Gestaltungsspielräume eröffnet, andererseits aber den Status quo nicht minder in Frage stellt. Als ein Beispiel sei das etablierte Curriculum für zertifizierte Natur- und Landschaftsführerinnen und -führer (ZNL) genannt. Hierüber qualifizieren die BANU-Einrichtungen nach bundesweit
einheitlichem Format auf regionaler Ebene Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für Naturschutz- und Nachhaltigkeitsfragen (BANU 2014). Die ZNL-Ausbildung wurde mit dem Blick auf eine klassische naturkundliche Exkursion entwickelt, auch wenn ein
kleines Stundensegment BNE Bestandteil des Curriculums ist. ZNL leisten somit bundesweit einen wichtigen Beitrag zu Umweltbildung/BNE im Kontext von Großschutzgebieten, allerdings wird es zum stärkeren Aufbau von BNE-Kapazitäten notwendig sein, über neue Impulse das Curriculum zeitnah
weiterzuentwickeln. Erste Ansätze finden sich in Nordrhein-Westfalen (NRW) über die Durchführung von ZNL-Kursen an BNE-Regionalzentren, um die Verknüpfung zwischen Naturschutz und BNE zu verbessern. Auf Landschaftsebene soll ein derzeit von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)
gefördertes Projekt zur Rolle von BNE in den deutschen UNESCO Global Geoparks (UNESCO: The United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) weitere Impulse liefern (https://www.dbu.de/123artikel39060_2430.html). Die Geoparks als verhältnismäßig neue Bildungslandschaft stellen ein sehr gut geeignetes Experimentierfeld dar, um in die konkrete Umsetzung zu gelangen.
Einen Einblick in den gegenwärtigen Stand der Umsetzung der NAP-BNE-Handlungsfelder versuchen wir nachfolgend anhand von zwei Fallbeispielen zu geben: der Natur- und Umweltschutz-Akademie Nordrhein-Westfalen (NUA NRW) sowie der niedersächsischen Alfred Toepfer Akademie für
Naturschutz (NNA). Ziel dieses Beitrags ist eine realistische Bestandsaufnahme, wie diese Einrichtungen im BNE-Kontext operativ aufgestellt sind und wie die Innovationspotenziale in die Organisationsstrukturen integriert werden können. Im Fokus stehen dabei insbesondere Bildungsangebote
für junge Menschen bis zu einem Alter von etwa 25 Jahren sowie solche für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die in diesem Kontext arbeiten. Aus Platzgründen ist es nicht möglich, sämtliche Aktivitäten aufzuzeigen, die die in Abschnitt 3 adressierten sieben Handlungsfelder des NAP BNE aufgreifen. Es ist aber von vornherein in beiden Einrichtungen unbestritten, dass noch nicht alle Handlungsfelder in ausreichendem Maße adressiert werden können.
4.1 Bildungsangebote der Natur- und Umweltschutz-Akademie Nordrhein-Westfalen (NUA NRW): Bildungsgerechtigkeit in der Natur- und Umweltbildung
Die Natur als Lernort ist nicht allen Kindern und Jugendlichen gleichermaßen zugänglich. Kindern und Jugendlichen Wege in die freie Natur zu eröffnen, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Bildungseinrichtungen sind in der Verantwortung, Bildungsgerechtigkeit zu fördern und
Kindern und Jugendlichen unabhängig von Sprache und Herkunft oder ökonomischen Möglichkeiten den Zugang zu Natur- und Umweltbildung zu öffnen. Die NUA NRW verfolgt diesen Ansatz und schafft Bildungsangebote entlang der gesamten Bildungskette. Diese reichen von der praktischen Arbeit mit
Kindern und Jugendlichen bis zu Schulungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren.
Für Schulen bietet die NUA eine Reihe zumeist kostenfreier Angebote: Unmittelbar erlebbar wird die Natur für Schülerinnen und Schüler durch die Arbeit mit dem Lumbricus, dem rollenden Umweltbus (Angebote unter https://www.nua.nrw.de/). In der Nähe der Schule parkt der Bus im Wald oder an einem Gewässer und hält die Ausstattung für umfangreiche ökologische Untersuchungen bereit. Ein noch kürzerer Weg in die Natur führt Schülerinnen und Schüler in den Schulgarten oder in ein naturnah
gestaltetes schulisches Außengelände – nicht nur als Ort zum Entspannen und Wohlfühlen, sondern zum Lernen für alle. Für die unterschiedlichen Schulformen, Unterrichtsfächer und Curricula werden Lehrerinnen und Lehrern durch das Bildungsangebot der NUA Möglichkeiten vermittelt,
das Schulgelände im Unterricht zu nutzen. Inhaltlich werden unterschiedliche Themen adressiert, z. B. das Arbeiten mit dem digitalen Bienenstock, Bionik und biologische Vielfalt, Gestalten mit Pflanzenfarben bis hin zu nachhaltiger Ernährung und nachhaltigem Konsum. Der
Arbeitskreis „Natur an der Schule“ unter Koordination der NUA berät seit über 25 Jahren Schulen bei der Anlage naturnaher Schulhöfe. Die Beratungsmappe „Naturnahes Schulgelände“ enthält dabei auch Hinweise zur Nutzung als Lernort unter BNE-Aspekten (NUA 2019).
Die Umweltbildung in Schulen rückt das in der NUA beheimatete Landesprogramm „Schule der Zukunft“ in den Fokus. Themen der Umweltbildung werden dabei im ökologischen, ökonomischen, sozialen und politischen Kontext behandelt und sind Bestandteile einer BNE. „Schule der Zukunft“
verfolgt das Ziel, BNE im Sinne eines „whole institution approach“ in der Schulgemeinschaft zu verankern und die Schule als Organisation nachhaltig auszurichten. Seinen Ausdruck findet dieses Ziel z. B. im Schulleitbild, in Kooperationsvereinbarungen mit außerschulischen Partnern,
aber auch ganz praktisch in der Schulverpflegung oder in der Verwendung nachhaltiger Lehr- und Lernmaterialien. Seit über 20 Jahren werden Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer über das Programm im Bereich der Nachhaltigkeit gebildet, erfolgreiche Schulen können
eine Auszeichnung erwerben. Schon jetzt beteiligt sich fast jede zehnte Schule in NRW an dem Programm.
Außerschulische Lernorte stellen eine wichtige Ergänzung zum schulischen Lernen dar. Sie bieten erlebten Lebensweltbezug und bereichern das kognitive Lernen um affektive und haptische Erlebnisse. Die NUA ist vom Umweltministerium NRW beauftragt, die BNE-Zertifizierung
außerschulischer Lernorte durchzuführen. Damit ist seit 2014 für die außerschulische Umweltbildung und weitere BNE-Einrichtungen ein Angebot entstanden, ihre Lernorte und Bildungsangebote im Rahmen eines „whole institution approach“ auf BNE zu reflektieren, weiterzuentwickeln und
zertifizieren zu lassen. Der Prozess der BNE-Zertifizierung wird durch ein entsprechendes Bildungsangebot der NUA für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren untermauert. Insgesamt 25 Umweltbildungseinrichtungen werden als BNE-Regionalzentren im BNE-Landesnetzwerk von der NUA
koordiniert und vom Land NRW finanziell gefördert. Innerhalb des BNE-Landesnetzwerks hat sich der Arbeitskreis Inklusion gebildet, der einen Austausch zur Arbeit mit beeinträchtigten Menschen in der BNE/Umweltbildung sowie zu Methoden, Hilfsmitteln und Geländegestaltungen bietet. Kinder
und Jugendliche inklusiv, kultursensibel und diversitätsbewusst zu fördern, ist ein Anliegen der Sozialraumorientierung. Die NUA unterstützt die geförderten BNE-Regionalzentren bei deren Arbeit in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf bzw. in sozialen Brennpunkten. Das
Regionalzentrum Querwaldein in Köln bspw. bietet Kindern Gartenclubs, die Naturentdeckungen unter pädagogischer Begleitung direkt vor der Haustür fördern.
Um diese wichtigen Zielgruppen mit attraktiven und zeitgemäßen Angeboten zu erreichen, bietet die NUA verschiedene Zertifikatsweiterbildungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren an, z. B. in der Waldpädagogik oder zurzeit auch modellhaft in der
BNE-Pädagogik. Neben den zeitaufwändigen Zertifikatskursen werden auch regelmäßig kürzere Weiterbildungen mit aktuellem thematischem Bezug, z. B. zu interkultureller Umweltbildung oder Umweltbildungsarbeit im Sozialraum, angeboten. In der Gesamtbetrachtung liegen die Schwerpunkte
der NUA somit auf den Handlungsfeldern II (Diversität und Inklusion), III (Stärkung und Anerkennung von Change Agents, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren) und IV (Ausbau von Bildungslandschaften mit dem Fokus auf BNE) des NAP BNE.
4.2 Bildungsangebote an der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz (NNA): BNE als Querschnittsthema
Auch bei der NNA bedienen die Angebote über das Regionale Umweltbildungszentrum (RUZ), das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) sowie Fort- und Weiterbildungsangebote für BNE-Multiplikatorinnen und -Multiplikatoren in drei Stufen eine thematische, alters- sowie zielgruppenspezifische
Bandbreite (Angebote unter https://www.nna.niedersachsen.de). Fort- und Weiterbildungsangebote der NNA zielen primär auf Personen ab, die im Naturschutz arbeiten, allerdings hat sich der für BNE-Multiplikatorinnen und
-Multiplikatoren relevante Bereich in den vergangenen zwei Jahrzehnten als zweite Konstante etabliert und weiterentwickelt, da die Nachfrage in diesem Bereich relativ hoch ist.
Das RUZ besteht seit 1992 und ist einer von derzeit 65 landesweit anerkannten außerschulischen BNE-Lernorten; deren Anerkennung erfolgt durch das niedersächsische Kultusministerium. Die zwei vorrangigen Aufgaben des RUZ sind die Konzeption und Umsetzung von Angeboten für
Kindertagesstätten und Schulklassen bis zur Sekundarstufe II (rund 120 im Jahr 2019) sowie die Ausgestaltung und Umsetzung berufsbegleitender Fortbildungen in diesem Bereich, so z. B. die Veranstaltung „Raus, raus ins Freie … und dann?“, die ein
Methodenrepertoire vorstellt, das die physische, emotionale, kognitive und soziale Entwicklung von Jugendlichen mit Elementen der klassischen Umweltbildung, der Wald- sowie der Wildnispädagogik (Coyote Teaching; https://bit.ly/Coyote-Teaching) verknüpft.
Die hinter diesen Ansätzen liegende Philosophie zielt darauf ab, jungen Menschen zuzutrauen und zuzubilligen, sich den eigenen Lernpfad selbstständig auszugestalten, Themen zu erarbeiten sowie ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass sie die ökologischen, aber auch sozialen
Wechselwirkungen ihres Handelns erkennen und Selbstwirksamkeit erfahren. Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sollen in ihrer Kompetenz gestärkt werden, bei den Lernenden das spielerische Erkunden und die Freude am Draußensein zu wecken, um im nächsten Schritt selbstbestimmt das
Interesse an Themen und Zusammenhängen zu fördern und Reflexionsprozesse anzustoßen. So werden z. B. in einer Veranstaltung zum Thema Wald nicht nur die biologischen Faktoren thematisiert, sondern auch die Interessen der verschiedenen Akteursgruppen (Forstwirtschaft, Jagd,
Tourismus, Erholung etc.), um die damit verbundenen unterschiedlichen Funktionen des Walds zu verdeutlichen. Dabei wird klar, dass die Interessen z. T. gegensätzlich sind und deshalb der Umgang mit Zielkonflikten miteinander ausgehandelt werden muss – ganz im Sinne der
Gestaltungskompetenzen, die BNE vermitteln soll. Das Bewusstsein für dieses Verständnis von BNE zu schaffen, um dann auch in diesem Sinne tätig zu werden, ist ein Ziel der NNA-Fortbildungen.
Für das FÖJ in Niedersachsen ist die NNA der landesweite Träger und mit aktuell 325 zu vergebenden Plätzen (Jahrgang 2021/2022) in über 200 Einsatzstellen einer der größten FÖJ-Träger in der Bundesrepublik. Neben dem regulären FÖJ werden seit Jahren in den
Sonderprojekten „FÖJ an Ganztagsschulen“ und „FÖJ im Sport“ Plätze angeboten. Charakteristisch und bedeutsam für die FÖJ-Bildungsarbeit in Form der gesetzlich vorgeschriebenen Seminare (25 Seminartage pro Person) sind Partizipation und Mitgestaltung. In Hinblick auf die junge
Zielgruppe ist damit eine schnelle Reaktion auf sich ändernde Interessen gewährleistet. Kein Bildungsjahr verläuft wie das vorherige, die große Dynamik stellt einen Kontrast zu den Lehrplänen der Schulen dar. Dies impliziert, dass den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des FÖJ auf Augenhöhe
begegnet wird: Deren Wünsche, Interessen und Bedarfe werden in den Seminargruppen gemeinsam herausgearbeitet, neue Lernfelder eröffnet und der Lernprozess begleitet. Für die Seminarverantwortlichen bedeutet dies hohe Anforderungen an ihre Flexibilität. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass
gerade dies von den jungen Erwachsenen als Qualität und als Empowerment erlebt wird (Wünsch 2018). Innerhalb der Seminare werden z. B. eine kontinuierliche Projektbegleitung von der Ideenfindung über die Planung bis zur Umsetzung durch die
Teams sowie Austausch und Projektcoaching der Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander (peer-to-peer learning) gewährleistet.
Einen internen Anreiz zur Stärkung dieser Kompetenzen bildet das FÖJ-Sprecherwesen. Ausgestattet mit einem eigenen Budget und unterstützt durch Ansprechpersonen im FÖJ-Team der Akademie (er)leben und gestalten die jungen Erwachsenen Demokratie live, indem sie sich
selbstverantwortlich für natur- und umweltpolitische Belange einsetzen. Dies erfolgt z. B. über die Organisation und Umsetzung des „landesweiten Aktionstags“, dessen Veranstaltungen in den letzten Jahren von Baumpflanzaktionen über Workshops zur Müllvermeidung bis zu
Podiumsdiskussionen mit der Politik zum Thema Mobilität reichten. Dabei lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch realitätsnah die Rahmenbedingungen politischen Handelns kennen, wenn sich z. B. die zwölf Monate eines FÖJ als ein zu knapper Zeitraum erweisen, um Anliegen
operativ nachhaltig umzusetzen.
Die Bandbreite der NNA-Aktivitäten deckt derzeit somit primär die Handlungsfelder I (Wirksame Beteiligung von jungen Menschen), III (s. o.) und VI (Freiräume schaffen) des NAP BNE ab.
5 Schlussfolgerungen
Gerade der nonformale und informelle Bildungssektor sollte als Experimentierfeld verstanden werden, in dem durch den Ansatz der BNE neue Impulse für die naturschutzbezogene Bildungsarbeit gesetzt werden. Gemessen an dem in Abschnitt 3
postulierten Innovationspotenzial wird bei den hier vorgestellten Einrichtungen deutlich, dass sich die Handlungsfelder I bis VI des NAP BNE bereits mehr als punktuell in der Umsetzung befinden und in den Bildungsangeboten der beiden BANU-Einrichtungen wiederfinden. Eine
konzeptionelle Gesamtausrichtung an den Handlungsfeldern des NAP BNE besteht derzeit noch nicht. Die Notwendigkeit, konkrete Bausteine der o. g. Innovationspotenziale zu entwickeln, bleibt ebenfalls bestehen: So müssen – z. B. über das Fort- und Weiterbildungsangebot
der BANU-Einrichtungen – Angebote für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren entwickelt werden, die gezielt Kompetenzen für das Innovationsfeld „Vermittlung der sozial-ökologischen Transformation“ oder auch für die „interkulturelle Öffnung“ der Naturschutzeinrichtungen vermitteln
und fördern, denn die Komplexität dieser Themen reicht deutlich über den genuinen Wirkungsrahmen des Naturschutzes hinaus, so dass zunächst die erforderlichen Anknüpfungspunkte hergestellt werden müssen.
In einem nächsten Schritt wird es daher erforderlich sein, strukturiert zu analysieren, wie insbesondere das UNESCO-Programm „ESD for 2030“ (UNESCO 2020; ESD = education for sustainable development = BNE) in den Einrichtungen umgesetzt werden kann. Dabei
wird ein besonderes Augenmerk darauf zu legen sein, welche Beiträge bei der Operationalisierung der SDG geleistet werden können – insbesondere in Bezug auf solche, die über die in Naturschutzkreisen beliebte „Komfortzone“ von SDG 14 (Leben unter Wasser) und 15 (Leben
an Land) hinausgehen. Es bleibt unbestritten, dass die Integrität der Biosphäre die Grundlage allen nachhaltigen Handelns ist (vgl. Abb. 1 sowie Stockholm Resilience Center 2016). Der
Naturschutz kann sich aber nicht darauf berufen, dass mit den Beiträgen zu den beiden genannten SDG alle Nachhaltigkeitsverpflichtungen erfüllt seien. Vielmehr wird es im Gesamtkontext erforderlich sein, eine aktive Rolle bei der Lösung von Nachhaltigkeitsdilemmata, die im Zusammenspiel
aller 17 SDG offenkundig bestehen, einzunehmen. Zudem gilt es, an dieser Stelle auch die Anschlussfähigkeit von Naturschutzthemen an die Agenda junger Menschen herzustellen bzw. weiter auszubauen – was insgesamt als längerfristiger Prozess, nicht als kurzfristige Maßnahme
zu verstehen ist.
Abb. 1: Der „wedding cake“ (Hochzeitstorte) der Nachhaltigkeitsziele.
Fig. 1: The “wedding cake” of sustainability aims.
(Quelle: Azote for Stockholm Resilience Centre, Stockholm University, CC BY 4.0, verändert)(source: Azote for Stockholm Resilience Centre, Stockholm University, CC BY 4.0, modified)
Dieser Anspruch ist der Maßstab für Bildungseinrichtungen wie NUA und NNA, deren Alleinstellungsmerkmal es ist, dass sie sowohl direkt im zielgruppenspezifischen BNE-Kontext tätig sind als auch die Qualifizierung der Naturschutz- und Bildungsakteure stetig im Blickfeld haben. Diese
Aufstellung ermöglicht über die Entwicklung neuer Formate eine stärkere Integration beider Aufgabenfelder, wenn das vorhandene Innovationspotenzial für sich selbst wie auch in der Qualifizierung der Bildungsakteure eingesetzt wird. Insbesondere sollten BNE-Erfahrungen genutzt werden, um
die naturschutzbezogenen Bildungsangebote anhand der nachfolgenden Leitsätze weiterzuentwickeln:
1. Zielkonflikte des Naturschutzes mit anderen gesellschaftlichen Interessen sind wertfrei zu adressieren. Dabei sind Kompetenzen zu vermitteln, die die Zielgruppen ermächtigen, ausgewogene Lösungsansätze selbstständig zu entwickeln – dies trifft insbesondere auf junge
Menschen zu. Die Unterstützung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollte darauf abzielen, sich bedarfsgerecht, selbstbestimmt und partizipativ die komplexen Inhalte des Naturschutzes zu erschließen. 2. Im Rahmen des Kompetenzerwerbs sollten inklusive, kultursensible und diversitätsbewusste Ansätze den Aspekt der Bildungsgerechtigkeit unterstützen, um Ausschlusseffekte zu vermeiden. Derartige Kompetenzen erfordern eine hohe Bereitschaft zur Selbstreflexion, was ebenfalls
im Kontext der Fort- und Weiterbildung stärker zu thematisieren ist. 3. Im Rahmen der Qualifizierung sollten Angebote entstehen, die es Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ermöglichen, mit negativen Emotionen umzugehen, die zwangsläufig bei der Beschäftigung z. B. mit dem Artensterben entstehen.
4. Die Anknüpfungspunkte zwischen Naturschutz, Naturerleben und Digitalisierung müssen ebenfalls stärker in den Mittelpunkt der Kompetenzvermittlung rücken, insbesondere wenn es darum geht, Impulse am Lernort Natur zu geben und diese anschließend in die digitale Welt zu
übertragen. 5. Bei Sonderformaten mit starkem BNE-Bezug wie dem FÖJ bieten sich mehrere Ansatzpunkte: Neben der eigenständig geleisteten pädagogischen Betreuung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, in der Naturschutz und BNE integrativ gedacht werden sollten, stellen z. B.
allein die über 200 niedersächsischen FÖJ-Einsatzstellen und deren Personal wichtige Multiplikationsorte und -personen für die vorgenannten Punkte dar, die durch entsprechende Qualifizierungsangebote unterstützt werden können. 6. Eine regelmäßigere (externe wie interne) Evaluation der Bildungsarbeit erfordert entsprechende Ressourcen, gibt aber Auskunft über die Wirksamkeit und sollte daher als Chance begriffen werden, auch etablierte Angebote auf Innovationsbedarf zu prüfen.
7. Keine Bildungseinrichtung im Naturschutz sollte für sich reklamieren, ein Wissensmonopol oder eine Deutungshoheit zu haben. Stattdessen sollte das bestehende Rollenverständnis, als „Wissensbroker“ eine Austauschplattform für Beispiele guter Praxis anzubieten und dabei
selbst als lernende Institution aufzutreten, weiter ausgebaut werden. 8. Der „whole institution approach“ sollte wertgebendes Leitbild für diese Bildungseinrichtungen sein. Erste Schritte werden hier derzeit gegangen. Die NUA ist ein Fachbereich des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (LANUV). Mit
dem Projekt „Nachhaltige Verwaltung der Zukunft“, der Eco-Management-and-Audit-Scheme(EMAS)-Zertifizierung zum betrieblichen Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement sowie der Zertifizierung entsprechend der Norm für Qualitätsmanagementsysteme DIN ISO 9001 leistet das
LANUV einen maßgeblichen Beitrag zur Umsetzung der NRW-Nachhaltigkeitsstrategie und übernimmt eine Vorreiterrolle für eine nachhaltige Verwaltung in NRW. Als nächster Schritt wird die extern validierte BNE-Zertifizierung für die NUA angestrebt. In Niedersachsen kommt der NNA im
Rahmen der Klimaschutzstrategie des Landes Niedersachsen ab 2022 eine Rolle als Piloteinrichtung im Geschäftsbereich des Umweltministeriums zu, wenn es darum geht, die Klimaneutralität der Landesverwaltung zu erreichen – sowohl als „Reallabor“ des eigenen Betriebs
als auch bei der Weitervermittlung der Erkenntnisse an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren.
Die Umsetzung dieser Ansprüche verlangt von Institutionen wie NUA und NNA eine neuartige Adaptions- und Resilienzfähigkeit, um ein gewisses Maß an institutioneller Trägheit mit der Agilität und Dynamik der jungen Generation in Einklang zu bringen und die Anschlussfähigkeit
herzustellen. Sicherlich sind hier durch personell und finanziell eng gesteckte Rahmenbedingungen keine Wunder zu erwarten. Dennoch besteht gerade für den Bereich der BNE-Qualifizierung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ein beträchtliches Erfahrungswissen, das es nun verstärkt
für die Akteure des Naturschutzes aufzubereiten gilt, um die Verknüpfung zwischen BNE und Naturschutzthemen stärker in den Fokus zu rücken.
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