Josephin Wagner, Michael Schipperges,
Florian Kern, Stefan Heiland, Markus Günther und Brigitte Holzhauer
Zusammenfassung
Naturschutz und der Schutz der biologischen Vielfalt erfordern als gesellschaftliche Querschnittsaufgaben enorme
Anstrengungen, um ihre – auch politisch vereinbarten – Ziele zu erreichen. Auswirkungen der Digitalisierung auf Naturschutz als
gesellschaftlich-politisches Handlungsfeld sind im Gegensatz zu den ökologischen Auswirkungen bisher kaum erforscht. Unsere
Literaturanalyse zeigt, dass es diverse Wechselwirkungen zwischen den durch die voranschreitende Digitalisierung ausgelösten oder
verstärkten gesellschaftlichen Entwicklungen und dem politisch-gesellschaftlichen Handlungsfeld Naturschutz gibt, die sich entlang
der Themenfelder 1) Wahrnehmungswandel, 2) gesellschaftliche Ungleichheit, 3) Engagement und 4) technologische Entwicklung
systematisieren lassen. Jedoch sind weder Art (positiv oder negativ) noch Ausmaß dieser Wechselwirkungen ausreichend empirisch
erforscht. Forschungsbedarf besteht z. B. hinsichtlich der Wirkungen des digitalen Kulturwandels auf gesellschaftliche
Aushandlungsprozesse zum Naturschutz. Erste Handlungsempfehlungen für Naturschutzakteure zielen auf Kompetenzaufbau ab, um
veränderten Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Verhaltensmustern begegnen bzw. sie selbst anwenden zu können.
Digitalisierung – biologische Vielfalt – Naturschutz – gesellschaftliche Dynamiken – HandlungsstrategienAbstract
As cross-cutting societal tasks, nature conservation and the protection of biodiversity require enormous efforts to achieve
their – also politically agreed – goals. The effects of digitalisation on nature conservation as a socio-political field of action
have hardly been examined so far, in contrast to ecological effects. Our literature analysis shows that there are diverse
interactions between the societal dynamics triggered or intensified by the socio-technical processes of digitalisation and the
socio-political field of action of nature conservation. These interactions can be systematised in terms of 1) changes in
perceptions, 2) societal inequality, 3) engagement, and 4) technological development. Up to now, neither the character (positive
or negative) nor the extent of these interactions have been assessed empirically in sufficient depth. Further research is needed,
for example, on the effects of digital cultural change on societal negotiation processes regarding nature conservation. Initial
recommendations for conservation actors are aimed at building competencies in order to handle changed patterns of perception,
communication and behaviour or to actively harness them.
Digitalisation – Biodiversity – Nature conservation – Social dynamics – Strategies for actionInhalt
1 Einleitung
Naturschutz ist eine gesellschaftliche Querschnittsaufgabe, die angesichts der Dramatik von Biodiversitätsverlust, Klimawandel
sowie Gefährdung von Böden und Wasser enorme Anstrengungen erfordert, um die gesetzten – und auch politisch vereinbarten – Ziele zu
erreichen. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung finden aktuell dynamische Veränderungsprozesse statt, die sowohl mit Chancen
als auch mit Risiken für den Naturschutz verbunden sind und daher verstärkt in den Blick genommen werden sollten. Dies betrifft
einerseits physisch-ökologische Auswirkungen der Digitalisierung, etwa bedingt durch erhöhten Energie- und Ressourcenbedarf,
andererseits gesellschaftliche Entwicklungen, die durch die Digitalisierung angestoßen oder verstärkt werden und den
gesellschaftlichen und politischen Stellenwert des Naturschutzes sowie dessen Kommunikation und Strategien beeinflussen könnten.
Während erstere Auswirkungen schon vielfach beleuchtet wurden ( Lange, Santarius 2018;
Sühlmann-Faul, Rammler 2018), sind insbesondere die Wirkungen auf den Naturschutz als
gesellschaftlich-politisches Handlungsfeld ein im Wesentlichen noch nicht bearbeitetes Feld.
Dieser Beitrag befasst sich daher mit den bisher kaum untersuchten Auswirkungen digitalisierungsbedingter gesellschaftlicher
Veränderungen auf den Naturschutz, hier insbesondere den Schutz der biologischen Vielfalt. Hauptziel des Beitrags ist es, einen ersten
Überblick darüber zu geben, welche digitalisierungsbedingten gesellschaftlichen Dynamiken sich auf den Schutz der biologischen
Vielfalt auswirken können und wie das Feld an der Schnittstelle zwischen gesellschaftlichen Entwicklungen, digitalem Wandel und
Naturschutz systematisiert werden kann. Darüber hinaus sollen erste Überlegungen angestellt werden, welche Handlungsstrategien sich
hieraus für Naturschutzakteure ableiten lassen. In beiderlei Hinsicht ist es nicht Anspruch des Beitrags, damit verbundene Fragen
abschließend zu beantworten, sondern die weitere Diskussion in Forschung und Praxis anzuregen.
2 Begriffsverständnis und Vorüberlegungen
Der Beitrag nimmt eine techniksoziologische Perspektive ein, um die Wechselwirkungen zwischen technischen und gesellschaftlichen
Entwicklungen und dem Handlungsfeld Naturschutz in den Blick zu nehmen. Die Techniksoziologie erforscht das Verhältnis
von Technik und Gesellschaft, z. B. die sozialen Folgewirkungen neuer Technologien, sowie auch die gesellschaftlichen Mechanismen, die
auf die Ausgestaltung und Verbreitung von Technologien einwirken ( Häußling 2010). Dabei
werden dem Beitrag folgende Begriffsverständnisse, thematische Eingrenzungen und Vorüberlegungen zu Wechselwirkungen zwischen
soziotechnischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sowie dem Handlungsfeld Naturschutz zu Grunde gelegt:
Als relevante gesellschaftliche Entwicklungen werden insbesondere Verteilungs- und Teilhabefragen, also Aspekte der
Gerechtigkeit, sowie Bedingungen des sozialen Zusammenhalts thematisiert, ebenso Fragen veränderter gesellschaftlicher
Kommunikation.
Digitalisierung wird nicht als rein technische Entwicklung im Sinne einer „digitisation“ verstanden, bei der analog
vorliegende Informationen digitalisiert und somit elektronisch verarbeitbar werden ( Collins Wörterbuch
o. J.), sondern als soziotechnische Transformation, die gesellschaftliche Prozesse ebenso betrifft wie individuelle
Lebenswelten. Dies kann sowohl positiv als auch negativ bzw. ambivalent erfahren werden. Neben Effizienz-, Komfort- und
Erlebnisgewinnen werden Verluste an authentischen realweltlichen Erfahrungen und eine Verarmung zwischenmenschlicher Beziehungen
erwartet ( DBU 2018; BMU, UBA 2019; Schipperges et al. 2021).
Unter Naturschutz wird die Summe aller Konzepte, Handlungsansätze, Instrumente, Ziele und Maßnahmen verstanden, die auf den
Schutz von Natur und Landschaft abzielen, wobei als Gründe der eigene Wert von Natur und Landschaft, aber auch deren Bedeutung als
Grundlage für Leben und Gesundheit von Menschen gemäß § 1 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) zu nennen sind. Damit verstehen wir
Naturschutz als gesellschaftlich-politisches Handlungsfeld, das im Kern auf sozial geprägten Wertvorstellungen und Normen beruht und
einem stetigen Wandel unterworfen ist. Für die Verwirklichung seiner Ziele ist der Naturschutz auf gesellschaftliche und politische
Akzeptanz und Unterstützung angewiesen und damit – als „gesellschaftliche Praxis“ – auf gesellschaftlichen Zusammenhalt ( Berger, Eser 2021).
Die Analyse der Wechselwirkungen zwischen Digitalisierung, gesellschaftlichen Entwicklungen und dem Handlungsfeld Naturschutz
( Abb. 1) geht davon aus, dass Digitalisierung als soziotechnischer Prozess prinzipiell
gesellschaftlich und politisch gestaltbar ist. Gleichzeitig weist der Prozess der Digitalisierung aber auch einige grundlegende
Merkmale auf, die diesen Prozess unabhängig von der sozialen Ausgestaltung charakterisieren, wie z. B. Referenzialität,
Algorithmizität und Gemeinschaftlichkeit ( Stalder 2016). Die Digitalisierung ist dabei bisher
stark von der Dominanz und den wirtschaftlichen Interessen einiger weniger Technologieunternehmen wie Google, Apple, Facebook, Amazon,
Alibaba und Microsoft geprägt ( Andersen et al. 2021). Daher ist auch unsere empirische
Untersuchung möglicher Wechselwirkungen größtenteils von der derzeit dominanten Ausprägung der Digitalisierung geprägt, selbst wenn es
verschiedene Alternativentwürfe zur Gestaltung der Digitalisierung gibt, z. B. in der Freie-Software- oder Commons- ( Lynch 2020) oder der Bits-&-Bäume-Bewegung ( Höfner et al.
2019).
3 Methodik
Um einen Überblick über die in Abb. 1 illustrierten Zusammenhänge zwischen
gesellschaftlichen Entwicklungen, Naturschutz und Digitalisierung in ihrer Breite und Vielfalt zu erhalten, erfolgte eine umfassende
Suche nach relevanten Beispielen, die anschließend systematisiert wurden. Über verschiedene Websites und Datenbanken (u. a. Bundesamt
für Naturschutz, Bundesumweltministerium, Umweltbundesamt, ResearchGate, Google Scholar) wurden relevante Monographien, empirische
Studien, wissenschaftliche Aufsätze, Politik-, Strategie- und Diskussionspapiere anhand von Suchbegriffen ermittelt (Stand Ende 2020).
Die deutschen und englischen Suchbegriffe bezogen sich auf Digitalisierung (z. B. digital*), Gesellschaft (social*, konflikt*,
gesellschaft*) und Naturschutz (z. B. nature*, protection*, biodivers*, arten*). Die auf diese Weise identifizierten etwa 60 Quellen
bzw. Beispiele wurden anhand von Kriterien in Hinblick darauf analysiert, ob darin tatsächlich Wechselwirkungen zwischen allen
drei relevanten Bereichen – Digitalisierung, gesellschaftliche Veränderungen und Naturschutz als gesellschaftlich-politisches
Handlungsfeld – thematisiert wurden. Nur in diesem Fall wurde die Quelle weiter betrachtet. Schließlich wurden die verbliebenen etwa
20 Beispiele thematisch kategorisiert, wobei folgende zentrale Themenfelder identifiziert wurden:
Abb. 1: Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft, Digitalisierung und Naturschutz.
Fig. 1: Interdependencies between society, digitalisation and nature conservation.
1. Wahrnehmungswandel und verändertes Informationsverhalten,
2. gesellschaftliche Vielfalt und Ungleichheit,
3. Aktivierung für und gegen den Naturschutz,
4. technologische Entwicklungspfade.
In Abb. 2 sind die Zusammenhänge sowie die logisch-hierarchische Strukturierung der
Themenfelder dargestellt. Die Entwicklungen in den Feldern 1 und 2 sind auch als Erklärungshintergrund für Entwicklungen, die in
Feld 3 stattfinden, zu verstehen. Alle drei haben gemein, dass hier Naturschutz überwiegend als gesellschaftlich-politisches
Handlungsfeld adressiert wird, während Feld 4 auf materielle Folgen verschiedener technologischer Entwicklungspfade und deren direkte
Auswirkungen auf den Zustand von Natur und Landschaft abzielt. Im Folgenden werden die Wechselwirkungen zwischen der derzeitigen
Ausprägung der Digitalisierung, der Gesellschaft und dem Naturschutz in diesen Feldern als Ergebnis der Literaturrecherche
zusammenfassend dargestellt, wobei gemäß der Zielsetzung dieses Beitrags die Wirkungen auf den Naturschutz als
gesellschaftlich-politisches Handlungsfeld (Felder 1 – 3) im Fokus liegen. Darüber hinaus befassten sich im Projekt drei Fallstudien
vertieft mit (potenziellen) digitalisierungsbedingten Veränderungen von 1) Wahrnehmungsmustern in Bezug auf Natur und Landschaft, 2)
Beteiligungsverfahren in Planungsprozessen sowie 3) der Mobilisierung für ein Naturschutzengagement. Da eine ausführliche Darstellung
der Fallstudien den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde, werden zentrale Erkenntnisse zu Beteiligungsverfahren ( Kasten 1) und zur Mobilisierung für ein Naturschutzengagement (
Kasten 2) als Beispiele zur Illustration der Wechselwirkungen eingebracht.
Abb. 2: Zusammenhänge und logisch-hierarchische Strukturierung der identifizierten Themenfelder. Der rote Rahmen zeigt
den Fokus des vorliegenden Beitrags.
Fig. 2: Interrelationships and logical-hierarchical structuring of the topics identified. The red frame shows the focus of
this contribution.
Kasten 1: Veränderung von Beteiligungsprozessen in naturschutzrelevanten Planungen durch die Nutzung
digitaler Tools.
Box 1: Changing participation processes for nature conservation-relevant planning through the use of digital
tools.
Im Projekt wurde in einer Fallstudie untersucht, ob und wie die Nutzung digitaler Tools und Formate Beteiligungsprozesse in
formellen wie informellen naturschutzrelevanten Planungsverfahren verändert. Dies umfasste sowohl Planungen des Naturschutzes, an
denen andere Akteure beteiligt wurden, als auch Planungen Dritter mit Naturschutzakteuren als Beteiligten. Es wurden
15 leitfadengestützte Interviews mit Expertinnen und Experten aus Naturschutz und Wissenschaft, mit Expertinnen und Experten
öffentlicher Planungsträger sowie mit Moderatorinnen und Moderatoren von Beteiligungsverfahren geführt.
Hypothese 1: Digitalisierung führt zu veränderten Akteurskonstellationen
Dies schätzten die Interviewten unterschiedlich ein. Überwiegende Einigkeit bestand darin, dass die Zahl der Beteiligten sowie
von Stellungnahmen steige. Hinzukommen könnten Menschen mit wenig Zeit sowie nicht unmittelbar lokal oder regional Betroffene.
Personen, die sich bereits bisher auf Grund ihres sozialen Status, geringer Vertrautheit mit digitalen Möglichkeiten, fehlender
technischer Möglichkeiten oder eines geringen Einkommens nicht beteiligten, würden jedoch auch durch digitale Tools und Formate
nicht erreicht.
Hypothese 2: Digitalisierung fördert die Beteiligung in früheren Planungsphasen
Diese Hypothese wurde nicht durchgehend bestätigt. Zwar werde eine frühere Beteiligung erleichtert, aber ebenso eine spätere –
und zwar im Optimalfall auf Grund einer guten und einfach zugänglichen Dokumentation des bereits erfolgten Prozesses.
Entscheidender als der Einsatz digitaler Mittel seien rechtliche Vorgaben, der Wille von Politik und Verwaltung, eine breite
Beteiligung zu ermöglichen, sowie der Gegenstand der Planung und damit die persönliche Betroffenheit.
Hypothese 3: Digitalisierung verändert die Tonalität (Umgangsformen) in Beteiligungsverfahren und wirkt sich auf deren
Inhalte aus
Dieser Hypothese lag die Beobachtung zu Grunde, dass Diskussionen in sozialen Medien zunehmend verrohen, unsachlich geführt
werden und teils in persönliche Beleidigungen münden. Dies wurde von den Expertinnen und Experten in dieser allgemeinen Form nicht
bestätigt. Soziale Medien würden in den ihnen bekannten Verfahren kaum eine Rolle spielen (falls doch, dann aber in der Tat eher
negativ). In Videokonferenzen wurden mündliche Beiträge hingegen sogar als disziplinierter, sachlicher, offener, vielfältiger und
konstruktiver wahrgenommen als in Präsenzveranstaltungen. Anonymität könne allerdings ein kritischer Faktor sein, der zu
unsachlicheren Diskussionen führen könnte. Hinsichtlich der Inhalte sowie des Stellenwerts von Naturschutzargumenten konnten die
Interviewten kaum Unterschiede zwischen analogen und digitalen Debatten feststellen, lediglich bei Vor-Ort-Terminen „in der freien
Landschaft“ könnten Naturschutzargumente eine höhere Bedeutung erlangen.
Hypothese 4: Digitalisierung führt zu veränderten Entscheidungsprozessen
Auf Grund bzw. bei einer höheren Zahl an Beteiligten könnten Meinungen von Bürgerinnen und Bürgern ein höheres Gewicht
bekommen, was jedoch wiederum dadurch relativiert werden könne, dass die Meinungen vielfältiger und damit kontroverser sein
könnten. Eine größere Menge, Vielfalt und Detailliertheit der zu berücksichtigenden Informationen könne sich sowohl positiv als
auch negativ auf Effizienz und Schnelligkeit des Verfahrens auswirken. Positiv sei, dass mehr Wissen in kürzerer Zeit gesammelt
werden kann, negativ, dass durch mehr Input mehr Konflikte und ggf. auch unsachliche Beiträge zu bewältigen sind. Entscheidend sei
hier, wie die jeweils zuständige Behörde technisch und organisatorisch vorbereitet bzw. in der Lage ist, eine große Datenmenge
effektiv und effizient zu bearbeiten.
Zu den hier dargelegten Ergebnissen ist anzumerken, dass sie keine Repräsentativität beanspruchen können, da sie auf
unterschiedlichen, nicht per se verallgemeinerbaren Erfahrungen beruhen, insbesondere in Verfahren, in denen analoge und digitale
Möglichkeiten der Beteiligung in Kombination genutzt wurden. Teils äußerten die Interviewpartnerinnen und -partner auch eher
plausible Vermutungen als eigene empirische Beobachtungen. Zudem ist die Entwicklung noch im Fluss, so dass weiterer
Forschungsbedarf besteht. Es zeigte sich dennoch, dass Qualitätsanforderungen an digital dominierte Beteiligungsprozesse oft
identisch mit denen sind, die auch in analogen Prozessen gelten (z. B. Zielgruppenorientierung, Transparenz, gute
Moderation).
Kasten 2: Digitale Mobilisierung für Naturschutzengagement.
Box 2: Digital mobilisation for nature conservation.
Im Projekt wurde in einer Fallstudie untersucht, wie und unter welchen Bedingungen Naturschutzakteure digitale
Mobilisierungsinstrumente verwenden und welche Erfahrungen sie in diesem Zusammenhang machen. Vor dem Hintergrund einer alternden
Freiwilligenbasis, sich wandelnder Präferenzen bezüglich der Rahmenbedingungen für Engagement bei Freiwilligen sowie der nach wie
vor unzureichend adressierten Herausforderung, im Naturschutz unterrepräsentierte Bevölkerungsgruppen zu mobilisieren, adressierte
die Fallstudie zwei weitere Forschungsfragen:
a) Können Naturschutzakteure das Potenzial digitaler Mittel zur Mobilisierung junger Menschen ausschöpfen?
b) Welche Rolle spielen Diversitätsaspekte bei ihren digitalen Mobilisierungsbemühungen?
Als Ausgangspunkt der Untersuchung diente die Vermittlungsplattform GoNature. Hier inserieren Akteure aus Deutschland und
Österreich Projekte im Naturschutzkontext, für die sie Freiwillige gewinnen möchten. Menschen, die nach Möglichkeiten für ein
Engagement im Naturschutz suchen, können auf der Plattform inserierte Projekte nach mehreren Kriterien filtern (z. B. Zeitaufwand
oder Tätigkeiten) oder mit Schlagworten nach passenden Angeboten suchen. Bei Interesse ist die Kontaktaufnahme mit Projekten
direkt auf der jeweiligen Projektseite über ein Kontaktformular möglich.
Im Rahmen der Fallstudie wurden auf der Plattform GoNature ca. 300 der zu diesem Zeitpunkt ca. 600 inserierten Projekte
hinsichtlich der inserierenden Akteure erfasst (Stand Juli 2022). Dabei wurden Verbände, Vereine, Stiftungen, Unternehmen,
Bildungsstätten, kommunale Akteure, wissenschaftliche Akteure, Initiativen, Kirchen und Nationalparks als aktive Akteure auf der
Plattform identifiziert. Aus Datensätzen, die von GoNature zur Verfügung gestellt wurden, konnten wir erste Hinweise auf mit
diesen Angeboten verbundene Mobilisierungsziele ableiten: Das Spektrum der inserierten Tätigkeiten ist groß, wobei die meisten
Projekte auf Gärtnern, Bildungsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit abzielen. Die Mehrheit der inserierten Projekte sucht Freiwillige
für ortsabhängiges Engagement und viele der Projekte sind auf eine längerfristige Zusammenarbeit ausgelegt. Die Gewinnung von
Freiwilligen für einmalige Einsätze spielt eine untergeordnete Rolle und nur wenige Angebote sind ausschließlich auf digitales
Engagement ausgelegt.
Für einen vertieften Einblick wurden mittels qualitativer, leitfadengestützter Interviews die digitalen
Mobilisierungsbemühungen von zwölf Akteuren, die Angebote auf GoNature inserieren, untersucht. Ausgewählte Ergebnisse dieser
Untersuchung werden im Folgenden kurz zusammengefasst:
● Digitale Plattformen öffnen Handlungsspielräume für Akteure, die im Naturschutzbereich Freiwillige
mobilisieren wollen. Die Handlungsspielräume werden von den interviewten Akteuren mit Offenheit und Neugierde genutzt,
gleichwohl spielen digitale Vermittlungsplattformen wie GoNature bislang eine untergeordnete Rolle im Gesamtkontext
des Mobilisierungsverhaltens. ● Notwendige digitale Kompetenzen für den Umgang mit digitalen Mobilisierungsinstrumenten sind eher punktuell
in Organisationen vorhanden, wobei viel Entwicklungspotenzial von den interviewten Akteuren gesehen wurde. Allerdings
wirken insbesondere begrenzte zeitliche Kapazitäten hemmend. Aber auch Berührungsängste älterer
Organisationsmitglieder sind hier relevant. ● Die digitale Mobilisierung ist bislang überwiegend nicht mit dem Ziel verbunden, speziell junge oder diverse
Zielgruppen zu erreichen. Vielmehr wird der Anspruch formuliert, dass sich Gesuche an „alle“ richten sollen,
ohne dass man Personengruppen ausschließen möchte. Die Diversifizierung des Engagements wird von interviewten
Naturschutzakteuren (noch) nicht als Chance erkannt. ● Die interviewten Akteure sehen das Potenzial digitaler Instrumente insbesondere in der Mobilisierung für
kurzfristiges Engagement. Gleichzeitig kam in den Interviews auch der Wunsch nach Gewinnung von Freiwilligen
für langfristige Engagements zum Ausdruck. Wie Akteure im Naturschutz mit diesem Spannungsfeld umgehen und bspw.
Strategien entwickeln können, um kurzfristig engagierte Freiwillige im Sinne einer Engagementkarriere langfristig zu
binden, ist in weitergehenden Untersuchungen zu erforschen.
4 Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft, Digitalisierung und Naturschutz
4.1 Wahrnehmungswandel und verändertes Informationsverhalten
Die Digitalisierung verändert durch Online-Informationsdienste sowie -Nachrichten-portale, soziale Medien, Streaming, Gaming,
Augmented und Virtual Reality u. a. den Zugang zu und den Umgang mit Wissensbeständen und Informationen grundlegend. Sie führt zu
neuen, spezifischen Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Vernetzungsmustern. In diesem Zusammenhang ist derzeit ein umfassender
Kulturwan-del zu beobachten. Hierzu kommt es, weil Gesellschaften in ein Stadium eintreten, in dem sich Wahrnehmungsmuster
und Praktiken des Digitalen zunehmend auch in der realen, analogen Welt durchsetzen. „Unser Handeln […] orientiert sich immer stärker
an virtuellen Handlungsräumen“ ( Katzer 2016: 10). Prozesse der Digitalisierung haben eine
„neue kulturelle Umwelt“ ( Katzer 2016: 95) geschaffen, in der Wirklichkeit, Kommunikation,
Bedeutungszuschreibungen und Ordnungsprinzipien neu strukturiert werden ( Stalder 2016). Im
Kontext dieses Kulturwandels ist eine für den Naturschutz relevante, bisher kaum untersuchte Frage, ob und wie sich hierdurch auch
Wahrnehmung und Bewertung von Natur und Landschaft verändern und wie sich etwaige Wahrnehmungsänderungen auf Akzeptanz, Engagement und
Handeln im Kontext des Naturschutzes auswirken ( Heiland 2019).
Weil davon auszugehen ist, dass sich das Verhältnis von Menschen zur Natur bereits in der Kindheit ausprägt ( Hüther 2008; Katzer 2016;
Edwards, Larson 2020), sind Verhaltensweisen in den jungen, zunehmend digital geprägten Generationen von besonderem
Interesse. So ist über die Generationen hinweg zu beobachten, dass die Verbindung von Kindern zur Natur schwächer wird. Als eine
Ursache dafür wird angenommen, dass Spielen in der Natur mehr und mehr durch Spielen am Bildschirm substituiert wird ( Edwards, Larson 2020). Darin könne ein grundlegender Wandel in menschlichen Orientierungen und
Präferenzen gesehen werden: von der „biophilia“ hin zur „videophilia“ ( Edwards, Larson
2020).
Auch die Fachveranstaltung Junges Forum auf dem Deutschen Naturschutztag 2016 stellte fest, „dass [bei Kindern und Jugendlichen]
nach wie vor großes Interesse an der Natur besteht“, es jedoch „an Erlebnissen in der Natur im Kindesalter mangelt“ ( Herbert, Geilhufe 2017: 191). Rainer Borcherding, ein Referent des Jungen Forums, nennt hier –
neben einer Reihe weiterer Gründe wie schwindender Freizeit durch Ganztagsschule, selten gewordener intakter Natur oder
(über)vorsichtiger Eltern – die Beschäftigung im Internet und mit Computerspielen als Konkurrent „mit dem Spiel in der Natur“
( Borcherding 2017: 216). Als Folge schwindet die klassische Naturkunde. Dennoch sieht
Borcherding in der zunehmenden Digitalisierung auch die Chance, die Naturkunde-Nachwuchsförderung zu unterstützen. Digital verfügbare
Informationen bspw. in Form von Artbestimmungs-Apps oder die Möglichkeit, sich „heute einfacher als je zuvor“ ( Borcherding 2017) über das Internet mit Expertinnen und Experten auszutauschen, erleichtern „die
naturkundliche Arbeit gerade auch für junge, technikaffine Menschen“ ( Borcherding 2017).
Daraus darf jedoch nicht abgeleitet werden, dass es für erfolgreichen Naturschutz sowie für erfolgreiche Nachwuchsarbeit ausreiche,
Natur- und Naturschutzinhalte digital verfügbar zu machen und damit die analoge Welt sowie deren Erfahrung und Erfahrbarkeit zu
vernachlässigen. Insbesondere die Förderung von Kompetenzen, Autonomie und sozialer Eingebundenheit als wichtigen Faktoren der
Interessens- und Expertisebildung ( Deci, Ryan 1993; Krapp
1998; Meinecke 2017) sind für die naturkundliche Nachwuchsarbeit anzugehen bzw.
auszubauen ( Meinecke 2017). Digitalisierung ist also immer im Kontext weiterer Faktoren, die
umwelt- und naturschutzrelevantes Verhalten determinieren, zu sehen bzw. hinsichtlich ihres Einflusses auf diese Determinanten zu
untersuchen. Diese sind z. B. kognitive Fähigkeiten, Wissen, Emotionen, soziale Bezüge, Handlungsmöglichkeiten und -anreize sowie
Normen und Werte ( Heiland 1999; Herbert, Geilhufe
2017; Meinecke 2017; Frohn et al.
2020).
Dabei deuten sich – durch weitere Untersuchungen zu vertiefende – Potenziale an: Unter der Voraussetzung, dass
Empathie und Gemeinschaftlichkeit überwiegen, können digitale Vernetzung und digitales Erleben das Verantwortungsgefühl für die
funktionale und eigenwertliche Bedeutung vitaler Ökosysteme fördern und die Bereitschaft zum Engagement dafür stärken ( Lupton 2014; Rifkin 2016).
4.2 Gesellschaftliche Vielfalt und Ungleichheit
Durch Individualisierung und Singularisierung fragmentiert sich die Gesellschaft zunehmend (z. B.
Reckwitz 2017). Die derzeitige Ausprägung der Digitalisierung verstärkt diese Entwicklung, bspw. indem sich
gruppenspezifische und subkulturelle Identitäten weiter ausdifferenzieren und gegeneinander abschotten (
Katzer 2016; Reckwitz 2017; Metz, Seeßlen
2018; Fielitz, Marcks 2020). Auch im Kontext von Naturschutz kann dies relevant
sein, da es bspw. auf Grund unterschiedlicher Weltanschauungen sehr verschiedene Einstellungen und Handlungsorientierungen gibt
( BMU, BfN 2020; siehe auch Kasten 3), die
Naturschutzakteure im Rahmen von Strategien und einer zielgruppengerechten Kommunikation berücksichtigen müssen. Kommt es nun durch
Algorithmen, die von Internetkonzernen in Suchmaschinen oder sozialen Netzwerken eingesetzt werden, zu in sich geschlossenen und sich
selbst verstärkenden „Echokammern“ und „Filterblasen“ ( Blöbaum et al. 2018: 219; vgl. auch
Williams et al. 2015; Stalder 2016), besteht die
Gefahr, dass Menschen im virtuellen Raum kaum mehr mit Inhalten oder Ansichten, die nicht ihren eigenen Einstellungen entsprechen, in
Berührung kommen (zur Wahrnehmung dieser Phänomene durch Naturschutzakteure siehe Miller et al.
2021). Gesellschaftliche Aushandlungsprozesse werden so möglicherweise erschwert, so dass es oft kaum mehr möglich ist,
allgemein akzeptierte und von breiten Teilen der Bevölkerung getragene Ziele zu definieren – sei es zu Gunsten oder zu Lasten des
Naturschutzes ( Marzahl 2019). Gleichzeitig ist die bestehende Forschung uneins über die
tatsächliche Existenz und Wirkmächtigkeit solcher Filterblasen, insbesondere hinsichtlich der gesellschaftlichen Auswirkungen
( Dahlgren 2021). Hierzu besteht weiterer Forschungsbedarf.
Kasten 3: Einstellungen von Jugendlichen und Erwachsenen zur Digitalisierung im Naturschutz: Ergebnisse
der Studienreihe Naturbewusstsein.
Box 3: Attitudes of young people and adults towards digitalisation in nature conservation: Results of the
Nature Awareness study series.
Von der Politik werden häufig die Chancen der Digitalisierung betont und Strategien entwickelt, um neue Technologien in den
Dienst einer notwendigen sozial-ökologischen Transformation zu stellen. Trotz zunehmender Digitalisierung verschlechtert sich
jedoch der Zustand der Natur. Auch das Wissen über Arten und Ökosysteme ist in manchen Teilen der Bevölkerung – selbst unter
naturaffinen Personen – auf einem eher niedrigen Niveau (vgl. Schulemann-Maier, Munzinger
2018; BMU, BfN 2020, 2021). Manche
Studien begründen die geringen Artenkenntnisse mit der Abnahme persönlicher Naturerlebnisse und sehen dabei einen Zusammenhang mit
den digitalen Unterhaltungs-, Konsum- und Mediengewohnheiten – insbesondere unter „Digital Natives“ (vgl. Kellert et al. 2017; Brämer 2018; Larson et al. 2019; Koll, Brämer 2021). Dennoch sind
die Zusammenhänge und Wirkungsweisen zwischen digitalen Lebenswelten sowie Naturschutzeinstellungen und -verhalten bislang eher
wenig erforscht.
Aus diesem Grund enthalten die Naturbewusstseinsstudien des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit
und Verbraucherschutz (BMUV) und des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) seit 2019 Fragen zu Themen der Digitalisierung. Die
deutschlandweit repräsentativen Studien werden alle zwei Jahre durchgeführt und untersuchen die Einstellungen der erwachsenen
Bevölkerung (ab 18 Jahren) und erstmals seit 2020 auch die der Jugendlichen (14 – 17 Jahre) zur biologischen Vielfalt. In der
Naturbewusstseinsstudie 2019 ( BMU, BfN 2020) und der Jugend-Naturbewusstseinsstudie 2020
( BMU, BfN 2021) wurde nach Einschätzungen zu Chancen und Risiken der Digitalisierung
für den Naturschutz gefragt ebenso wie nach dem Interesse an digitalen Formaten zur Vermittlung von Artenwissen und Informationen
über Schutzgebiete. Zusätzlich wurde nach der persönlichen Bereitschaft zur Nutzung einer Naturschutz-App gefragt. Die aktuelle
Naturbewusstseinsstudie 2021 ( BMUV, BfN 2023), in der die Daten von Jugendlichen und
Erwachsenen gemeinsam veröffentlicht werden, wie auch der zugehörige Vertiefungsbericht zum Jugend-Naturbewusstsein ( BfN 2023) präsentieren ebenfalls Daten über die Bereitschaft zur Nutzung einer Naturschutz-App
sowie über Einstellungen zu virtuellen Naturerlebnissen.
Ausgewählte Ergebnisse der (Jugend-)Naturbewusstseinsstudien der letzten Jahre mit Relevanz für die Digitalisierung im
Naturschutz:
● Die Meinung, dass die Digitalisierung deutliche oder zumindest eher Chancen für den Naturschutz biete,
vertraten im Jahr 2019 vor allem junge Erwachsene der Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren (51 % der Befragten), Menschen
mit hoher Formalbildung (46 %) und Menschen mit hohem Einkommen (45 %, Bevölkerungsmittel: 37 %). Demgegenüber waren
über 65-Jährige häufiger der Meinung, dass die Digitalisierung ein Risiko für Naturschutzbelange darstelle (27 %,
Bevölkerungsmittel: 19 %) ( BMU, BfN 2020). Im Jahr 2020 äußerten sich auch
viele Jugendliche vergleichsweise skeptisch: Nur 31 % der 14- bis 17-Jährigen sahen in der Digitalisierung voll und
ganz oder zumindest eher Chancen für den Naturschutz, für 27 % überwogen sogar die Risiken ( BMU, BfN 2021). Die Daten der Naturbewusstseinsstudie 2019 und der
Jugend-Naturbewusstseinsstudie 2020 sind jedoch auf Grund verschiedener Erhebungszeitpunkte und teilweise
unterschiedlicher Methodik nur eingeschränkt miteinander vergleichbar. Eine direkte Vergleichbarkeit zwischen
Jugendlichen- und Erwachsenendaten ist in der Naturbewusstseinsstudie 2021 gegeben. ● Für fast die Hälfte der Jugendlichen (47 %) waren virtuelle Naturerlebnisse, wie ein virtueller
Waldspaziergang oder eine virtuelle Safari, eher nicht oder überhaupt nicht interessant. Dem gegenüber stand rund ein
Viertel (27 %), das an solch einem Angebot interessiert war ( BMUV, BfN 2023).
Das Interesse war insbesondere bei formal niedrig gebildeten Jugendlichen (38 %) vergleichsweise hoch (BfN 2023), so
auch bei jungen Erwachsenen (18- bis 29-Jährige: 33 %, Bevölkerungsmittel der Erwachsenen: 23 %; BMUV, BfN 2023). ● 43 % der Erwachsenen und 47 % der Jugendlichen sind voll und ganz oder zumindest eher bereit, eine App zu
nutzen, die z. B. über persönliche Handlungsmöglichkeiten oder Erfolge des Naturschutzes informiert ( Abb. K3-1) ( BMUV, BfN 2023). Im Vergleich
zu den Vorgängerbefragungen zeigten sich bei den Erwachsenen keine signifikanten Änderungen, wohl aber bei den
Jugendlichen: Zwischen 2020 und 2021 nahm das Interesse an einer Naturschutz-App um 10 % ab. Die Bereitschaft zur
Nutzung einer solchen App ist u. a. abhängig vom Bildungsgrad: Die Bereitschaft betrug 2021 bei formal niedrig
gebildeten Jugendlichen 38 % und unter formal hoch gebildeten Jugendlichen 53 % ( BfN
2023). ● 20 % der Erwachsenen und 34 % der Jugendlichen wurden schon einmal durch digitale Naturangebote motiviert, in
die Natur zu gehen (Antwortstufen „stimme voll und ganz/eher zu“, vgl. BMUV,
BfN 2023). Die Zustimmung lag bei formal niedrig gebildeten Jugendlichen mit 49 % auffällig hoch
( BfN 2023).
A bb. K3-1: Interesse an der Nutzung einer Naturschutz-App im Jahr 2021 – Erwachsene und Jugendliche im Vergleich
(aus BMUV, BfN 2023, verändert). Fig. K3-1: Interest in using a nature conservation app in 2021 – comparison between adults and young people (from
BMUV, BfN 2023, modified).
Es ist weder möglich noch zielführend, pauschal darüber zu urteilen, ob es sich bei der bisherigen Ausgestaltung der
Digitalisierung um einen Fluch oder einen Segen für den Naturschutz handelt – zu umfangreich sind die jeweiligen Schlagworte und
die damit verbundenen Teilbereiche und Facetten. Deshalb ist gut nachvollziehbar, warum sowohl Erwachsene als auch Jugendliche ein
breites Meinungsspektrum zu digitalen Entwicklungen und Kommunikationsformen im Kontext des Naturschutzes aufweisen. Je nachdem,
ob es sich eher um Erlebnis- oder Informationsangebote handelt, haben Erwachsene und Jugendliche in Abhängigkeit von ihrem
Bildungsstand und ihrer Lebenswelt unterschiedlich ausgeprägte Interessen. Naturschutzakteure, die bspw. den Einsatz von Apps zur
Unterstützung ihrer Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit in Betracht ziehen, sollten sich daher stets genau mit ihren Zielgruppen
und deren Anforderungen vertraut machen. Sie sollten keinesfalls verpassen, in Ergänzung zu analogen bzw. traditionellen
Kommunikations- und Erlebnisangeboten auch digitale Formate zu nutzen, um digitalaffine Zielgruppen zu erreichen.
Die Studienreihe Naturbewusstsein kann in deutscher und englischer Sprache unter https://www.bfn.de/naturbewusstsein bzw. https://www.bfn.de/en/nature-awareness abgerufen
werden.
Literatur
↑
BfN/Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.) (2023): Vertiefungsbericht Jugend-Naturbewusstsein 2021.
Bevölkerungsumfrage zu Natur und biologischer Vielfalt. BfN. Bonn: in Vorbereitung.
↑
BMU, BfN/Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.) (2020): Naturbewusstsein 2019: Bevölkerungsumfrage zu Natur und biologischer Vielfalt. BMU, BfN. Berlin, Bonn:
107 S.
↑
BMU, BfN/Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.) (2021):
Jugend-Naturbewusstsein 2020. Bevölkerungsumfrage zu Natur und biologischer Vielfalt. BMU, BfN. Berlin, Bonn:
103 S.
↑
BMUV, BfN/Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.) (2023): Naturbewusstsein 2021. Bevölkerungsumfrage zu Natur und biologischer Vielfalt. BMUV,
BfN. Berlin, Bonn: 140 S.
↑
Brämer R. (2018): Zwischen Natur und Internet. Eine Dissertation von Ann-Christin Schock zu den
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Autorin/Autor
Marlen Davis
Bundesamt für Naturschutz
Fachgebiet I 1.1 „Strategische Digitalisierung in Natur und Gesellschaft“
Alte Messe 6
04103 Leipzig
E-Mail: marlen.davis@bfn.de
Dr. Andreas W. Mues
Bundesamt für Naturschutz
Fachgebiet I 2.2 „Naturschutz, Gesellschaft und soziale Fragen“
Konstantinstraße 110
53179 Bonn
E-Mail: andreas.mues@bfn.de
Gleichzeitig sind – neben anderen Ressourcen – der Zugang zu digitalen Geräten und Infrastrukturen sowie die Kompetenzen zu deren
Nutzung ungleich verteilt, womit Digitalisierung einen Effekt auf gesellschaftliche Ungleichheit hat (und umgekehrt). Diese so
genannte digitale Kluft ( Van Dijk 2013) führt dazu, dass der in Abschnitt 4.1 umrissene digitalisierungsgetriebene Kulturwandel nicht auf alle Bevölkerungsgruppen im selben Maße und
in gleicher Geschwindigkeit wirkt. Mit Blick auf soziodemographische Unterschiede nutzt zwar über alle Altersgruppen hinweg die
Mehrheit der Bevölkerung digitale Anwendungen ( ARD/ZDF-Forschungskommission 2021). Dennoch
gibt es zwischen verschiedenen Altersgruppen deutliche Unterschiede in Nutzungsweisen und -intensität. Auch soziokulturelle Aspekte
wie Wertorientierungen, Lebensstile und Interessenlagen bestimmen die Art und Weise, wie die Digitalisierung in alltägliche
Wahrnehmungen und Praktiken vordringt. Daneben spielen sozial-räumliche Unterschiede eine zwar geringere, aber dennoch nicht zu
vernachlässigende Rolle für die digitale Kluft. Hier ist bezüglich des Ausbaus digitaler Infrastrukturen ein deutliches
Stadt-Land-Gefälle zu erkennen ( HBS 2020; Reckwitz
2017).
Inwiefern aus Echokammern und digitalen Klüften bedeutsame Unterschiede in der Entwicklung des in
Abschnitt 4.1diskutierten Wahrnehmungswandels sowie des veränderten Informationsverhaltens resultieren, bedarf
weitergehender Analysen. Untersuchungen sollten dabei ggf. damit verbundene Unterschiede hinsichtlich Akzeptanz, Engagement und
Handeln im Kontext des Naturschutzes in den Blick nehmen.
4.3 Aktivierung und Engagement für und gegen den Naturschutz
Meinungsbildungsprozesse finden zunehmend auch im Internet statt. Dabei gewinnen auf digitale Plattformen gestützte Formen der
Meinungsbildung und im nächsten Schritt des Engagements – pro und kontra Umwelt-, Klima- und Naturschutz – eine immer größere
Bedeutung. Davon sind auch Naturschutzakteure, -anliegen und -politik betroffen – potenziell positiv wie negativ.
Durch die Nutzung digitaler Möglichkeiten ist der Umwelt- und Naturschutz schneller und besser kampagnenfähig geworden ( Frohn, Rosebrock 2018: 24). Die Möglichkeiten zur Mobilisierung der eigenen Unterstützerinnen und
Unterstützer sowie zur Vernetzung mit anderen gesellschaftlichen Gruppierungen haben zugenommen – und Erfolge gebracht (z. B. wäre die
Fridays-for-Future-Bewegung ohne digitale Vernetzung und Mobilisierung gar nicht zu Stande gekommen; auch die Aktionen gegen das
Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP können in diesem Kontext gesehen werden – Frohn, Rosebrock
2018: 23). Jedoch stehen dieselben Mobilisierungs- und Einflussmöglichkeiten auch Gruppen zur Verfügung, die dem Umwelt-
und Naturschutz ablehnend gegenüberstehen. So mussten etwa während laufender Verfahren zur Ausweisung von Großschutzgebieten die
Websites der Betreiber abgeschaltet werden, weil nicht genug Personal zur Verfügung stand, um auf Gegenargumente – die oft in Form von
„Hasstiraden“ und „Shitstorms“ verbreitet werden – zu reagieren ( Frohn, Rosebrock 2018).
Insgesamt kann festgehalten werden, dass Konflikte über den Schutz der Natur zunehmend auch digital ausgetragen werden, u. a. in den
sozialen Medien. Dies ist vor allem in zweifacher Hinsicht relevant: Erstens stellt sich die Frage, ob und wie sich Verfahren und
Inhalte der Öffentlichkeitsbeteiligung zu naturschutzrelevanten Vorhaben und Planungen verändern, zweitens ist zu klären, wie
Naturschutzakteure darauf reagieren sollten (vgl. Kasten 1).
Eine offene Frage im Kontext digitaler Mobilisierung ist, ob eine Verlagerung von Aktivitäten in den digitalen Raum dazu führen
kann, dass der Naturschutz zunehmend „virtuell“, d. h. ohne tatsächliche Verbesserungen für die reale Natur, praktiziert wird. Dies
wird unter dem Stichwort „slacktivism“ ( Peña-Lopez 2013) oder „clicktivism“ ( Halupka 2018) diskutiert und meint Formen des Engagements, die – meist online – ohne besondere
Anstrengung und ohne längere Beschäftigung mit dem Gegenstand erfolgen. Andererseits können Instrumente der digitalen Mobilisierung
auch dafür genutzt werden, insbesondere junge, in digitalen Lebenswelten verankerte Menschen für Naturschutzengagement zu gewinnen.
Hier stellt sich die Frage, inwiefern Naturschutzakteure diese Potenziale erkennen und für sich nutzen können (vgl. Kasten 2). Darüber hinaus können Aktivitäten „im Feld“ durch digitale Unterstützung für einen
breiteren Personenkreis zugänglich gemacht werden. Die Nutzung moderner digitaler Technologien eröffnet auch neue Potenziale für den
Naturschutz im Sinne der „digital conservation“, etwa durch die Erzeugung größerer und multidimensionaler Mengen an Daten (Big Data),
die zum Teil in Echtzeit zur Verfügung stehen und somit eine bessere Überwachung und effizientere Verwaltung von Schutzgütern
ermöglichen (vgl. Arts et al. 2015; Van der Wal, Arts
2015). Mit Hilfe von Bestimmungs-Apps und Smartphones können außerdem Kenntnisse zur Artenvielfalt und zu Möglichkeiten
des Artenschutzes niedrigschwellig und ortsunabhängig vermittelt sowie Citizen-Science-Ansätze verfolgt werden ( Bonn, Richter 2016; Richter 2019; siehe auch Beitrag zur
Bedeutung der Digitalisierung für Citizen Science und Crowdsourcing im Naturschutz von Engel et al. 2023 in dieser
Schwerpunktausgabe).
5 Weiterer Forschungsbedarf und erste Handlungsempfehlungen
Unsere Analyse zeigt, dass es vielfältige Wechselwirkungen zwischen den durch die voranschreitende Digitalisierung ausgelösten
oder verstärkten gesellschaftlichen Entwicklungen und dem politisch-gesellschaftlichen Handlungsfeld Naturschutz gibt. Im vorherigen
Abschnitt wurden einige in der Literatur genannte Einzelaspekte und -beispiele systematisiert und in drei übergeordneten
Themenkomplexen beschrieben. Gleichzeitig wurde aufgezeigt, dass weder Art (positiv oder negativ) noch Ausmaß dieser Wechselwirkungen
ausreichend empirisch erforscht sind.
Weiterer Forschungsbedarf ergibt sich zunächst bereits daraus, dass die Digitalisierung und ihre gesellschaftlichen Konsequenzen
keine abgeschlossenen, sondern permanent fortlaufende Prozesse sind, die potenziell stets neue Fragen aufwerfen. Insofern ist ein
dauerhaftes „Monitoring“ entsprechender Entwicklungen anzuraten, um auf diese adäquat reagieren bzw. sie im Sinne des Naturschutzes
nutzen zu können. Prinzipiell zeigte sich in der von uns präsentierten Fallstudie zu Beteiligungsprozessen ( Kasten 1), dass viele Aussagen der Interviewpartnerinnen und -partner eher auf
Plausibilitätsvermutungen oder Annahmen über mögliche Potenziale und Risiken der Digitalisierung beruhen als auf validen empirischen
Erkenntnissen, so dass in Hinblick auf digitalisierungsbedingte Veränderungen von Beteiligungsprozessen weiterhin hoher
Forschungsbedarf besteht. Auch die Frage, wie sich die breite Nutzung digitaler Medien auf gesellschaftliche Aushandlungsprozesse zum
Naturschutz auswirkt, ist noch weitgehend offen.
Trotzdem bietet dieser erste Überblick Anlass, über Handlungsoptionen für Naturschutzakteure in einer sich immer stärker
digitalisierenden Welt nachzudenken. So ist es aus unserer Sicht erforderlich, dass Naturschutzakteure die durch die Digitalisierung
bedingten bzw. veränderten Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Verhaltensmuster verstehen, um auf diese angemessen reagieren bzw. sie
selbst anwenden zu können („digital literacy“). Ebenso wie in der analogen müssen Naturschutzakteure auch in der digitalen Welt
permanent um Aufmerksamkeit ringen, um Relevanz zu erzielen (z. B. Stalder 2016: 117). Ein
wichtiger Faktor hierbei ist die „Performativität“, d. h. die ständig variierende und sich erneuernde Präsenz in den digitalen Medien
( Stalder 2016: 128). Hierfür gilt es, institutionelle Strukturen und Prozesse des
Naturschutzes so zu ändern bzw. anzupassen, dass dieser in der Lage ist, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und Gefahren zu
begegnen. Dies heißt konkret u. a., dass Naturschutzakteure Kapazitäten schaffen und vorhalten, die es ihnen ermöglichen, dauerhaft,
konsequent und kompetent Entwicklungen der Digitalisierung zu verfolgen und in Hinblick auf deren Naturschutzrelevanz zu bewerten, um
darauf basierend zielgerichtet agieren und kommunizieren zu können. Dies betrifft bspw. die Berücksichtigung der positiven wie
negativen Effekte von Echokammern und Filterblasen ( Miller et al. 2021) sowie die
professionelle Präsenz auf digitalen Plattformen, um Desinformationen, Hatespeech oder Mobilisierung von Naturschutzgegnerinnen und
-gegnern zu begegnen – etwa durch Verbreitung faktenbasierter, belastbarer und vertrauenswürdiger Daten und Analysen in verschiedenen
Online-Formaten ( BMU, UBA 2019).
Dabei ist u. a. die Entwicklung attraktiver, zielgruppengerechter Formate eine Aufgabe, die noch anzugehen ist. So ist das
Potenzial, das sich durch „gamification“, die Vermittlung von Inhalten auf spielerischem Weg, für den Naturschutz ergeben könnte,
bisher kaum untersucht oder genutzt. Ähnliches gilt für die Möglichkeiten, sich mit Hilfe digitaler Tools stärker systematisch zu
vernetzen und Menschen für den Naturschutz zu aktivieren – insbesondere junge Menschen und solche, die im Naturschutz bisher wenig
vertreten sind. Für Letzteres scheinen die Möglichkeiten digitaler Vermittlungsplattformen wie etwa GoNature (https://gonature.de/) noch nicht ausgereizt (siehe
Kasten 2). Nicht zuletzt bleibt auch die Thematisierung der in unserem Projekt nicht behandelten ökologischen
Auswirkungen der Digitalisierung (Energie- und Ressourcenbedarf, Abfallproblematik) eine Aufgabe für Naturschutzakteure, wobei die
Förderung „digitaler Suffizienz“ ( Lange, Santarius 2018) im Vordergrund stehen muss.
Des Weiteren ist es aus unserer Sicht angebracht, dass Naturschutzakteure verstärkt an der politischen Gestaltung der
Digitalisierung mitwirken. Analog zu den Aktivitäten des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und
Verbraucherschutz im Rahmen seiner umweltpolitischen Digitalagenda bringen sich inzwischen auch vermehrt Umwelt- und
Naturschutzakteure in gesellschaftliche und politische Debatten zur Ausgestaltung der Digitalisierung ein. Ein Beispiel dafür ist die
Bits-&-Bäume-Bewegung (https://bits-und-baeume.org/), in der sich
digitalpolitische Akteure sowie Akteure aus Umwelt- und Naturschutz (z. B. Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland – BUND,
Deutscher Naturschutzring – DNR) gemeinsam engagieren. Dieses Bündnis fordert eine andere Art der Digitalisierung, die sich an den
planetaren Grenzen orientiert sowie daten- und energiesparsam ist. Zudem wird eine Digitalpolitik gefordert, die Möglichkeiten für
eine demokratische Steuerung und Teilhabe schafft und gemeinwohlorientierte Geschäftsmodelle fördert (
Bits & Bäume 2022).
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Förderung und Dank
Der Beitrag basiert auf Ergebnissen des vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt,
Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) geförderten Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Effekte der
Digitalisierung auf die Gesellschaft und den Schutz der biologischen Vielfalt“, Förderkennzeichen 3520 80 0100. Wir bedanken uns bei
Dr. Lars Berger sowie allen Mitgliedern der projektbegleitenden Arbeitsgruppe für die konstruktive Zusammenarbeit im Projekt und das
Feedback zum Projektdesign. Wir bedanken uns außerdem beim Redaktionsteam von „Natur und Landschaft“ sowie bei zwei anonymen
Gutachterinnen bzw. Gutachtern für sehr konstruktive Hinweise zur Überarbeitung dieses Beitrags im Begutachtungsprozess.