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Alte Gemüsesorten für die Biodiversität


Black-Turtle-Set „Extra Volle Knolle“. (Foto: Acker e. V.)

Gemüseanbau für Privatpersonen: „Wir säen alt aus!“

Unter dem Motto „Wir säen alt aus!“ bietet Acker e. V. seit 2019 mit dem Programm „Black Turtle – alte Sorten für junges Gemüse“ Gemüseanbau-Sets für Privatpersonen an. Das Projekt wurde von 2019 bis 2021 im Bundesprogramm Biologische Vielfalt (BPBV) durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert. Ziel des Projekts war es, eine breite Öffentlichkeit für die Bedeutung der Biodiversität sowie traditioneller Gemüsearten und -sorten im Naturschutz-Kontext zu sensibilisieren. Zu diesem Zweck wurde ein niedrigschwelliges, bundesweit angelegtes Edutainment-Programm mit dem Namen Black Turtle entwickelt, bestehend aus konkreten Mitmach-Möglichkeiten, Saatgutsets (siehe Abb.), ansprechenden Informationen und einem zeitgemäßen Onlineangebot. Black Turtle richtete sich explizit an die große Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher, die bisher kaum eigene Erfahrung im Natur- und Umweltschutz sowie mit der Gemüsevielfalt hinsichtlich deren Erhaltung und nachhaltiger Nutzung hatten, und wollte diese Zielgruppe durch eine ansprechende Kommunikation erreichen. Dafür erwies sich die Kooperation mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) als sehr hilfreich.
Black Turtle ist keine schwarze Schildkröte, sondern eine über 200 Jahre alte Bohnensorte und Namensgeberin des Programms. Doch was haben sie gemeinsam? Alte Gemüsesorten sind, genauso wie Schildkröten, trotz ihrer Langlebigkeit vom Aussterben bedroht. Wo sind die lila Kartoffeln geblieben, die geringelten Bete, die bunten Salate, die ehemals weit verbreiteten vielfarbigen Trockenbohnen? Wo gibt es sie noch? Was macht sie so einzigartig und unbedingt erhaltenswert?
Um die Themen Biodiversität und Naturschutz durch den Anbau alter Sorten erlebbar zu machen, stellt Acker e. V. aktuell bereits im vierten Jahr kuratierte Gemüseanbau-Sets zusammen. Diese können online unter https://www.black-turtle.de bestellt werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden nach dem Kauf auf der Website Schritt für Schritt bei Anbau, Pflege, Ernte und Saatgutvermehrung begleitet. Dazu erhalten sie regelmäßig die Turtle-Post per E-Mail mit Tipps und Tricks zum ökologischen Gemüseanbau sowie spannende Geschichten rund um Gemüse, alte Sorten, Umwelt- und Naturschutz. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfahren so, welchen Beitrag sie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt leisten.
Nach dem Auslaufen der Förderung wird Black Turtle in diesem Jahr weitergeführt. Seit 2019 wurden bis heute knapp 10.000 Gemüseanbau-Sets mit alten Sorten bundesweit verschickt und von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in die Erde gebracht, sorgfältig gepflegt, als Gemüse wertschätzend verwendet – und teils sogar parallel zur Saatgutgewinnung genutzt. Für jedes Jahr wurden neue Gemüseanbau-Sets mit unterschiedlichen Gemüsearten und -sorten entworfen, um immer wieder neue, attraktive Angebote zu machen und spannende Erlebnisse zu ermöglichen. Die Sets wurden so zusammengestellt, dass der Anbau sowohl auf dem Balkon oder im Hochbeet als auch im Freiland möglich ist. Damit sollte sichergestellt werden, dass das Programm gleichermaßen Anklang im ländlichen und im urbanen Raum findet. Über die letzten vier Jahre hinweg wurden insgesamt 22 unterschiedliche Gemüsearten und 50 verschiedene Sorten (zzgl. drei namenlose Sorten) an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschickt.
Während des 3-jährigen Förderzeitraums konnte eine externe Evaluation belegen, dass das Projekt einen wertvollen Beitrag zur Verankerung der Bedeutung biologischer Vielfalt im gesellschaftlichen Bewusstsein geleistet hat. Eine Teilnehmerin äußerte sich zu dem Programm im Jahr 2021: „Ich denke, dass jeder, der mitmacht [...], zum Anstecker wird, also zum Infizierten, zum Spreader. Also, wenn das so liebevoll betreut ist [...], dann kommt man ja nicht drumherum, auch immer wieder in seinem Freundes- und Bekanntenkreis davon zu erzählen und damit Aufmerksamkeit zu erregen, und dass sich das dann eben auch in so einem Schneeballeffekt fortsetzt.“
In den kommenden Jahren soll das Programm weitergeführt werden, um noch mehr Menschen für den Anbau alter Sorten zu begeistern. Das Angebot soll künftig mit den Bildungsprogrammen „GemüseAckerdemie“ und „AckerRacker“ von Acker e. V. vernetzt werden. Dabei werden voraussichtlich Familien stärker in den Fokus rücken.


Quelle: Julia Krebs und Dr. Thomas Gladis (Acker e. V.)