Aus Ausgabe 4-2024
Die Bedeutung von Gehölzen für einheimische, phytophage Insekten
Von Sebastian Schuch, Tobias Kahnis, Andreas Floren, Wolfgang H. O. Dorow, Wolfgang Rabitsch, Martin M. Goßner, Stephan M. Blank, Andrew Liston, Andreas H. Segerer, Thomas Sobczyk und Matthias Nuß
Einheimische Gehölzarten spielen eine herausragende Rolle für die Erhaltung der einheimischen Insektenfauna. Von 8.127 geprüften, weitestgehend phytophagen (pflanzenfressenden), in Deutschland vorkommenden Blattkäfern, Prachtkäfern, Rüsselkäfern, Pflanzenwespen, Schmetterlingen, Wanzen, Wildbienen und Zikaden sind 3.140 Arten (38,6 %) auf Gehölze als Nahrungspflanzen angewiesen. Diese phytophage Gilde umfasst je nach Gehölzart 23 – 36 % der daran lebenden Insektenarten. Gemeinsam mit den übrigen Gilden (z. B. Räuber, Parasitoide und Zersetzer) ist die Anzahl der direkt oder indirekt von Gehölzen abhängigen Insektenarten deutlich höher und entspricht etwa einem Drittel aller in Deutschland vorkommenden Insektenarten. Unter den in diesem Beitrag betrachteten, in mindestens einem Entwicklungsstadium an Gehölzen fressenden Phytophagen sind 88,6 % der Insektenarten auf Gehölze aus Gattungen angewiesen, die mit mindestens einer einheimischen Art in Deutschland vertreten sind. 10,0 % der betrachteten Insektenarten nutzen sowohl Gehölzgattungen mit mindestens einer einheimischen Art als auch Gehölzgattungen, die in Deutschland nur mit gebietsfremden Arten vertreten sind. 1,4 % ernähren sich ausschließlich an Gehölzgattungen, die in Deutschland nur mit gebietsfremden Arten vertreten sind. In Deutschland gebietsfremde Gehölzarten, ohne einheimische Verwandte auf Gattungsebene, sind nur für wenige eingeschleppte Insektenarten oder solche mit einem sehr breiten Nahrungsspektrum als Nahrungspflanzen geeignet und spielen somit für die Erhaltung der einheimischen Insektenvielfalt eine untergeordnete Rolle.
DOI: 10.19217/NuL2024-04-02 (inkl. Zusatzmaterial)