Horst Wilkens
Zusammenfassung
Die Seege (Niedersachsen) ist der letzte von acht größeren Nebenflüssen der unteren Mittelelbe, dessen Rückstauraum nicht durch
ein Sperrwerk im Mündungsbereich vom biologisch prägenden Hochwasserrhythmus der Elbe abgekoppelt ist. In der Seegeniederung kommen
14 Lebensraumtypen des Anhangs I der Fauna-Flora-Habitat(FFH)-Richtlinie vor (drei mit prioritärem Status), in denen eine Vielzahl
gesetzlich geschützter und gefährdeter Arten auftreten. Die Seegeniederung hat den höchsten Schutzstatus im UNESCO-Biosphärenreservat
„Niedersächsische Elbtalaue“, ist Teil des FFH-Gebiets „Elbeniederung zwischen Schnackenburg und Lauenburg“ und des
EU-Vogelschutzgebiets „Niedersächsische Mittelelbe“. Aus Hochwasserschutzgründen wird die Erhöhung der vorhandenen Seegedeiche oder
alternativ die Errichtung eines neuen Deichs mit Sperrwerk im Mündungsbereich der Seege in die Elbe erörtert. Letzteres würde den
ökologisch essenziellen Überschwemmungsrhythmus der Elbe in der Seegeniederung beeinträchtigen und das Volumen des Retentionsraums für
Elbhochwässer erheblich verkleinern. Stattdessen wird vorgeschlagen, länderübergreifend zwischen Wittenberge (Brandenburg), Wahrenberg
(Sachsen-Anhalt) und Dömitz (Mecklenburg-Vorpommern) Deiche zurückzuverlegen und erst vor wenigen Jahrzehnten abgesperrte Rückstauräume
wieder zu öffnen, um so extreme Hochwasserscheitel großräumig zu kappen. Dies würde gleichzeitig ermöglichen, einen Schwerpunkt der
Vorkommen von Lebensraumtypen des Mittelelbtals zu schützen und zu entwickeln. Dies würde vorhandene Überschwemmungsflächen auch
außerhalb der Seegeniederung und Gebiete, die bereits durch Deichrückverlegung und Öffnung abgesperrter Rückstauräume renaturiert
wurden, einschließen.
Mittelelbe – Seege – Retentionsraum – Deichrückverlegung – BiodiversitätsclusterAbstract
The Seege River (Lower Saxony) is the last of eight tributaries of the Lower Middle Elbe River whose backwater lowlands are not
disconnected by a barrage from the ecologically essential annual flood rhythm of the Elbe River. In the Seege lowlands, 14 habitat
types listed in Annex I of the Habitats Directive occur (three with priority status), in which a large number of legally protected and
endangered species are present. The Seege lowlands has the highest protection status in the “Lower Saxony Elbe Valley” UNESCO Biosphere
Reserve, and is part of the “Elbe lowlands between Schnackenburg and Lauenburg” Site of Community Importance under the Habitats
Directive and of the “Lower Saxony Middle Elbe River” Special Protection Area under the Birds Directive. For flood protection reasons,
there is currently debate on whether to either elevate the height of the dikes or alternatively close the river mouth and the adjoining
lowlands by a dam. The latter would impair the ecologically essential flooding rhythm of the Elbe River in the Seege lowlands and
considerably reduce the volume of the retention area for Elbe floods. Instead, in order to reduce extreme flood peaks over a large
area, it is proposed to relocate dikes between Wittenberge (Brandenburg), Wahrenberg (Saxony-Anhalt) and Dömitz (Mecklenburg-Western
Pomerania) and to re-open retention areas that were closed off only a few decades ago. At the same time, this would allow for the
protection and development of a cluster of habitat types characteristic of the Middle Elbe Valley. Such an approach would include
existing floodplains outside the Seege lowlands and areas that have already been restored to a more natural state through dike
relocation and opening of closed-off backwater areas.
Middle Elbe River – Seege – Backwater area – Dike relocation – Biodiversity clusterInhalt
1 Einleitung
Mit ihrem Eintritt in die norddeutsche Diluviallandschaft ist die Elbe aufgrund ihres geringen Gefälles durch die Bildung weiter
Mäander sowie ausgedehnter Auen gekennzeichnet (Dister et al. 2018). Der Umfang dieses von
Riesa (Elb-km 96) bis zum Einfluss der Gezeiten bei Geesthacht (Elb-km 600) reichenden, von den gleichen abiotischen Bedingungen geprägten
Naturraums wächst noch erheblich dadurch, dass sich die Nebenflüsse und deren Täler weit ins Landesinnere erstrecken. Dieser ursprünglich
sehr ausgedehnte Überschwemmungsraum ist gegenwärtig auf etwa 13 % seiner früheren Größe geschrumpft (Abb. 1; Faulhaber 2013). Verantwortlich hierfür ist der Bau von Deichen und –
beginnend in den 1970er-Jahren – insbesondere die Errichtung von Sperrwerken an fast allen Nebenflüssen, deren Mündungen zudem
mehrfach zwecks Senkung des Wasserstands in den Rückstauräumen stromabwärts verlegt wurden. Beginnend mit der Havel sind Karthane,
Löcknitz und Sude rechtsseitig sowie Aland, Taube Elbe und Jeetzel linksseitig der Elbe betroffen. Diese Maßnahmen sind einer der
Hauptgründe für die Entstehung katastrophaler Hochwasserereignisse in dieser Region.
Abb. 1: Ursprüngliche und verbliebene Überschwemmungsfläche der Aue der Elbe und ihrer Nebenflüsse von der Quelle in Tschechien
(CR) bis zum Beginn der Tideelbe bei Geesthacht (D).
Fig. 1: Original and recent flooded areas of the Elbe River from its spring in the Czech Republic (CR) to the tidal zone at
Geesthacht (D).
Daten: IKSE; Grafik verändert nach Schwartz (2001).Data: IKSE; adapted from Schwartz (2001).
Abgesehen von der kleineren, bei Wittenberge (Brandenburg) in die Elbe mündenden Stepenitz mit 400 ha Retentionsraum blieb nur der
Fluss Seege (Landkreis Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen) mit 4.000 ha Rückstauraum (NLWKN 2021)
von derartigen Eingriffen verschont. Die Seegeniederung ist daher auch von besonderer Bedeutung für den Naturschutz an der Mittelelbe.
Hier kann sich die Dynamik der Elbhochwässer in einem Nebental noch unbeeinflusst entfalten. Dies hat dazu beigetragen, dass sich ein für
die Mittelelbe und ihre Auen charakteristisches Artenspektrum in ungewöhnlichem Umfang erhalten hat.
Die Neufestsetzung des 100-jährlichen Bemessungshochwassers durch die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) hat jedoch ergeben, dass
ein erneuter Erhöhungs- und Verstärkungsbedarf der Deiche an Seege und Elbe besteht (NLWKN
2020, 2021). Im Folgenden soll gezeigt werden, dass mit der Seegeniederung als Kern
eines Biodiversitätshotspots im Vierländereck von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ein bedeutendes
Potenzial für den Naturschutz innerhalb des UNESCO-Biosphärenreservats „Flusslandschaft Elbe“ bereitsteht, wenn der Hochwasserschutz durch
Rückdeichungen und die Wiedereinbeziehung abgesperrter Retentionsräume der Nebenflüsse in das Hochwassergeschehen länderübergreifend
verbessert wird.
2 Geomorphologie und Hydrologie der Seegeniederung
Die Seege und ihre angrenzenden Auen sind innerhalb des Urstromtals der Elbe aus einem Parallelarm zur heutigen Stromelbe
hervorgegangen, von der sie durch den 76 m hohen Höhbeck, eine aus einer saaleeiszeitlichen Grundmoräne hervorgegangene Insel im
Urstromtal, getrennt sind (Abb. 2). Die Seegeniederung mündet stromab des Höhbecks in einem ca.
700 m breiten offenen Mündungstrichter in die Elbe (Abb. 3). Bei noch niedrigem Einstrom
gelangen die Hochwässer der Elbe zunächst über das Flussbett der Seege in die Niederung und fließen nach Erreichen eines Wasserstands
größer etwa 17,00 m über Normalhöhennull (NHN) (Elb-km 490) in der vollen Breite des Mündungstrichters in die Seegeniederung ein, bei
Rückgang des Elbhochwassers auch wieder aus ihr heraus. Eine solche naturnahe Situation ist an der Mittelelbe nirgends mehr erhalten. Der
Rückstau des Wassers reicht von der Mündung der Seege in die Elbe ca. 15 km weit ins Hinterland. Im Oberlauf geht die Seege in das
Zehrental (Sachsen-Anhalt) über, das bis zu seiner Abdeichung nach dem Hochwasser 2013 im Jahr 2017 Teil des Rückstauraums der Seege war.
Ein natürlicher, rechtsseitiger Zufluss in die Seegeniederung erfolgt über ein Altwasser, den Restorfer See, in dem sich über alte
Flutrinnen Niederschlags- und Qualmwasser der räumlich zwischen der Elbe und der Seegeniederung liegenden Gartower Elbmarsch
sammeln.
Abb. 2: Lage der Seegeniederung (SN) im Gesamtverbund der Elbtalniederung zwischen Wittenberge (Flusskilometer 450) und Dömitz
(Flusskilometer 500) mit rezenten und nach 1975 abgedeichten Überschwemmungsflächen der Elbe und ihrer Nebenflüsse Aland,
Löcknitz und Seege. Die Ziffern 1 – 5 markieren die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Kappung extremer Hochwässer durch
Rückdeichungen und Wiederherstellung von Retentionsräumen. Erläuterungen zu den Maßnahmen siehe Kasten 1, S. 388. Rückdeichungen in der Seegeniederung siehe Abb. 3,
S. 384.
Fig. 2: Geographical position of the Seege River and its lowlands (SN) in the context of the Elbe River between Wittenberge
(km 450) and Dömitz (km 500) as well as the recent flooding areas and those lost by diking since 1975 in the Elbe River and its
tributaries Aland, Löcknitz, and Seege River. The numbers 1 to 5 indicate dike relocations and restoration of backwater areas
proposed to reduce Elbe River flood peaks. For explanations of the measures see
Box 1,
p. 388. For dike relocations in the Seege lowlands see
Fig.3, p. 384.
Karte: Auszug aus den Geodaten des Landesamts für Geoinformation und Landesentwicklung Niedersachsen C3130 und des
Landesamts für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt C3134, 3. Aufl. 2020.Map: extract from the geodata of the State Office for Geoinformation and Land Development of Lower Saxony C3130 and
the State Office for Land Surveying and Geoinformation of Saxony-Anhalt C3134, 3rd edition 2020.
Abb. 3: Ausdehnung der Überschwemmungsflächen der Seegeniederung bei 20 m über Normalhöhennull (NHN), ausdauernde Gewässer und
Flächenverlust durch Eindeichungen seit 1975. Die Ziffern 5 – 7 kennzeichnen die Maßnahmen zur Hochwasserkappung (Erläuterungen
zu den Maßnahmen siehe Kasten 1, S. 388).
Fig. 3: Recent flooding zones of the Seege lowlands flooded at 20 m ground level above standard elevation zero (NHN), permanent
waters, and those lost by diking since 1975. The numbers 5 to 7 indicate the flood lowering measures (explanations of the measures
see
Box 1, p. 388).
Karte: verändert nach Wasserwirtschaftsamt Lüneburg.Map: adapted from water authority Lüneburg.
Die Seegeniederung in ihrer ursprünglichen Breite und Ausdehnung als Überschwemmungsraum wird von sandigen Niederterrassen des
weichseleiszeitlichen Urstromtals begrenzt. Linksseitig bildet der Gartower Talsand und rechtsseitig die von einer nahezu geschlossenen
Reihe von Niederterrassenresten gebildete Insel Krummendieck sowie der saaleeiszeitliche Höhbeck den Abschluss. Heute wird der
Überschwemmungsraum, der noch in den 1970er- und 1980er-Jahren bzw. auf sachsen-anhaltischer Seite 2017 durch Deichbau eingeengt wurde,
mit Ausnahme von Teilen des Gartower Talsands und des Höhbeckhangs von Deichen begrenzt (Abb. 3).
Die Seegeniederung ist reich an natürlichen Geländeformen (Walther 1977a; Wegner 2017). Es finden sich sandige Geländerücken neben lehmigen Flutrinnen. Besonders reliefstark
ist die Seegeniederung im unteren Teil, wo, ohne Berücksichtigung der Tiefe einzelner Gewässer, die Geländehöhen zwischen 15 und 23 m über
NHN schwanken. So liegen inmitten der Niederung größere, z. T. inselartige Talsände wie die Laascher Insel und der Meetschower Fuhlkarren.
Diese und der Süd- und Westhang des Höhbeck tragen mehr als 20 m über NHN hohe, von periglazialen Winden aufgewehte Dünen (Walther 1977a, b, 1983; Abb. 3). Eine Besonderheit ist, dass der oben erwähnte Mündungstrichter auf
langer Strecke unbedeicht in der allmählich ansteigenden natürlichen Geländehöhe des Höhbeck ausläuft. Hier entstehen, abhängig von der
Höhe der Überschwemmung, in ungeregeltem Rhythmus immer wieder neue Lebensräume an wechselnden Orten. Dadurch bleibt als ursprünglicher
Zustand die natürliche Dynamik erhalten, wie sie vor Beginn des Deichbaus überall die Regel war. Linksseitig dagegen begrenzt ein Deich
bei Meetschow den Überschwemmungsraum in diesem Gebiet und gibt eine scharf umrissene, statische und damit ökologisch wenig vielfältige
Grenze des Hochwassereinflusses vor.
Im Vergleich zu anderen Nebenflüssen der Unteren Mittelelbe wird die Hydrologie der Seegeniederung aufgrund ihrer geringen räumlichen
Breite zusätzlich von Wasserzuflüssen aus Aquiferen der angrenzenden Talsände und Niederterrassen sowie des Höhbeck beeinflusst. Das an
deren Rande austretende Wasser bildet im Grenzbereich zur Niederung z. T. sehr ausgedehnte Quellzonen. Im Gartower Talsand haben sich
niederungsnah zudem unterschiedlich tief ausgewehte periglaziale Deflationsmulden gebildet, in denen wertvolle anmoorige Lebensräume und
Niedermoorlebensräume entstanden sind. Ihre Wasserführung steht durch Stau auch in direktem Zusammenhang mit der von Elbe und
Seege.
3 Gefährdete Lebensräume und Arten der Seegeniederung
3.1 Gefährdete Lebensräume
Flussauen gehören zu den wenigen Ökosystemen in Mitteleuropa, in denen sich eine naturnahe Dynamik heute noch entfalten kann. Diese
wird sowohl durch die vom Hochwasser bewirkten Überschwemmungen selbst als auch durch die in unterschiedlicher Stärke auftretenden
Strömungen ausgelöst. Wie ursprünglich alle Nebenflüsse der Unteren Mittelelbe unterliegt die Seegeniederung noch weitgehend unverfälscht
dem prägenden Hochwasserrhythmus der Elbe (Abb. 4). Die naturnahe Dynamik – modifiziert durch
wechselnde Zeitpunkte, Dauer und Höhe der Überflutungen – verändert Ausbildung und Verteilung der Pflanzengesellschaften und der von ihnen
abhängigen Fauna von Jahr zu Jahr. Sie ist hochbedeutsam für die Ausbreitung von Tier- und Pflanzenarten innerhalb des Naturraums der
Mittleren Elbe sowie für den genetischen Austausch innerhalb einzelner Arten und bewirkt das Auftauchen von Neuankömmlingen an bislang
unbesiedelten Standorten (Walther 1972, 1983;
Dister et al. 2018; Wilkens 2021). Dies geschieht
durch die Verdriftung ganzer Pflanzen wie im Fall der gefährdeten Krebsschere (Stratiotes aloides) oder durch Verdriftung von Samen
oder Brutzwiebeln wie bei Laucharten (Allium spp.) und der gefährdeten Schachblume (Fritillaria meleagris) (Walther 1972, 1977a; Abb. 5).
Abb. 4: Frühsommerhochwasser in der Seegeniederung.
Fig. 4: Early summer flooding in the Seege River lowlands.
(Foto: Horst Wilkens)
Abb. 5: Blühender Schnittlauch (Allium schoenoprasum) markiert den Spülsaum, in dem seine Brutzwiebeln während eines
vorjährigen, höher aufgelaufenen Hochwassers angetrieben wurden.
Fig. 5: Flowering chives (Allium schoenoprasum) indicate the drift line in which its bulbils were washed ashore during
inundation of the Seege lowlands in the previous year.
(Foto: Horst Wilkens)
Im Gegensatz zu den Außendeichflächen des Elbstroms sind Rückstauräume wie die Seegeniederung einem stillen Einfließen des Elbwassers
ausgesetzt. Reißende und auskolkende Strömungen entwickeln sich kaum (Walther 1977a, 1987). Der besondere Wert der Seegeniederung besteht darin, dass sie nahezu alle für das Tal der
Mittelelbe charakteristischen Lebensräume umfasst. Floristische und vegetationskundliche Arbeiten belegen eine von offenen Dünen bis zu
ausdauernden Altwässern reichende Vielfalt (Walther 1977a, b, 1983, 1987). Es kommen
14 Lebensraumtypen (LRT) des Anhangs I der Fauna-Flora-Habitat(FFH)-Richtlinie vor (http://www.ffh-gebiete.de/lebensraumtypen/steckbriefe/),
drei davon haben prioritären Status (Tab. 1, Abb. 6,
7, 8; Abb. 9; Abb. A – D im Onlinezusatzmaterial).
Abb. 6: Trockenrasen benötigen nur schwache Düngung, wie sie durch gelegentliche Überschwemmungen bei hohen Wasserständen
verursacht wird. Sie sind reich an bunt blühenden Arten wie dem gefährdeten Spitzblättrigen Ehrenpreis (Veronica spicata),
der Heidenelke (Dianthus deltoides) und dem Bergsandglöckchen (Jasione montana).
Fig. 6: Dry grassland occurs under conditions of rare inundations because it is sensitive to intensive fertilisation. Many
colourful plants like the endangered speedwell (Veronica spicata), maiden pink (Dianthus deltoides), and sheepbit
(Jasione montana) are flowering here.
(Foto: Ulrike Strecker)
Abb. 7: Weite Flächen der Seegeniederung sind von Margeritenwiesen (Magere Flachland-Mähwiesen, Lebensraumtyp LRT 6510) mit
Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare) bedeckt.
Fig. 7: Lowland meadows (habitat type 6510) with flowering ox-eye daisies (Leucanthemum vulgare) cover large areas of
the Seege lowlands.
(Foto: Ulrike Strecker)
Abb. 8: Der gefährdete Sumpfporst (Rhododendron tomentosum syn. Ledum palustre) wächst sowohl im prioritären
Rauschbeeren-Kiefern-Moorwald (Lebensraumtyp – LRT 91D2*) als auch in Torfmoorschlenken (LRT 7150).
Fig. 8: The endangered wild rosemary (Rhododendron tomentosum syn. Ledum palustre) is found in bog woodlands
(priority habitat type 91D2*) as well as in depressions of peat substrate (habitat type 7150).
(Foto: Ulrike Strecker)
Abb. 9: Im Mündungsgebiet der Seege – einem potenziellen Standort eines Sperrwerks – wachsen dichte Bestände der prioritären
Weichholzauenwälder (Lebensraumtyp 91E0*).
Fig. 9: Alluvial willow forests (priority habitat type 91E0*) grow in the area close to the mouth of the Seege river where
retaining structures might be built.
(Foto: Horst Wilkens)
Abb.10: Der gefährdete Aueneckflügelspanner (Macaria artesiaria) kommt in Niedersachsen ausschließlich in der Weichholzaue
der Elbe vor. Seine Raupe frisst Weidenblätter (Köhler 2004).
Fig. 10: The endangered moth
Macaria artesiaria occurs in Lower Saxony exclusively in the Elbe alluvial willow forests,
in which its caterpillar feeds on willow leaves (
Köhler 2004).
(Foto: Jochen Köhler)
Code
|
Lebensraumtyp (LRT)
|
2310
| Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista |
2330
| Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis |
3150
| Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions |
3160
| Dystrophe Stillgewässer |
6120*
| Subkontinentale Blauschillergrasrasen, prioritär |
6430
| Feuchte Hochstaudensäume |
6440
| Brenndolden-Auenwiesen (Cnidion dubii) |
6510
| Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis) |
7150
| Senken mit Torfmoorsubstraten (Torfmoorschlenken, Rhynchosporion) |
9110
| Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) |
9190
| Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen |
91D2*
| Rauschbeeren-Kiefern-Moorwald, prioritär |
91E0*
| Erlen- und Eschenwälder und Weichholzauenwälder an Fließgewässern (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae),
prioritär |
91F0
| Hartholzauenwälder mit Quercus robur, Ulmus laevis, U. minor, Fraxinus excelsior oder
F. angustifolia (Ulmenion minoris) |
Tab. 1: Die Natura-2000-Lebensraumtypen der Seegeniederung.
Table 1: Natura 2000 habitat types of the Seege lowlands.
Andere, bislang nicht als europäisch bedeutsam ausgewiesene LRT stellen Einzigartigkeiten des Elbtals dar. Es sind die temporären
Biotope der Dränge- und Qualmwässer, die natürlicherweise hinter Geländewällen – heute meist Deichen – auftreten. In ihnen
leben altertümliche Krebsarten wie der stark gefährdete Frühjahrs-Feenkrebs (Eubranchipus grubii), der
Frühjahrs-Rückenschaler (Lepidurus apus) und der extrem seltene Brillante Riesen-Ruderfußkrebs (Hemidiaptomus superbus)
sowie die stark gefährdete Rotbauchunke (Bombina bombina) (Wilkens 1979; Simon 2016; Drews et al. 2020). Nur bei extremen
Elbhochwasserständen, wenn Drängewässer auch sehr hoch gelegene Senken binnendeichs zu fluten vermögen, schlüpft aus langlebigen
Dauereiern der vom Aussterben bedrohte (Rote-Liste-Kategorie 1; Simon 2016) Eichener Kiemenfuß
(Tanymastix stagnalis), der wegen des Eintretens dieses seltenen Umstands überhaupt erst 1980 in der Seegeniederung auf der
Laascher Insel entdeckt wurde (Maier, Tessenow 1983).
Ähnlich verhält es sich mit der 1981/82 in der Seegeniederung entdeckten Tännel-Sandbinsen-Gesellschaft (Elatino alsinastri-Juncetum
tenageiae) (Kallen 1995; Täuber et al. 2007). Diese
und ihre namengebenden Arten, der in Niedersachsen verschollene Quirltännel (Elatine alsinastrum) und die gleichfalls in
Niedersachsen verschollene Niedrige Teichbinse (Schoenoplectus supinus syn. Schoenoplectiella supina) bzw. die in
Niedersachsen stark gefährdete Sandbinse (Juncus tenageia), sind auch deutschlandweit stark gefährdet (Korneck et al. 1996; Schubert 2001; Garve 2004; Metzing et al. 2018). Das Vorkommen aller drei
auch in Zentraleuropa stark gefährdeten Arten in der Seegeniederung hat eine herausragende Bedeutung (Welk 2002).
Die Tännel-Sandbinsen-Gesellschaft entwickelt sich an den höchstgelegenen Stellen der Seegeniederung bei 20 m über NHN auf eutrophen,
sandigen bis lehmigen und tonigen, zeitweise überstauten und langsam abtrocknenden offenen Standorten (Kallen 1995). Regelmäßig oder in unregelmäßigen Intervallen wiederkehrende Hochwasserereignisse im Frühjahr sind essenziell,
um den keimfähigen Samenvorrat der seltenen Arten dieser Gesellschaft zu reaktivieren. Ein Vergleich der Jahre, in denen die Gesellschaft
bisher gefunden wurde, mit den Pegelständen der Elbe zeigt eine nahezu perfekte Übereinstimmung (Täuber
et al. 2007).
3.2 Gefährdete Tierarten
Strukturreichtum, unterschiedlichste Feuchtegrade und die Dynamik der Lebensbedingungen sind auch die Grundlage für eine große
Vielfalt an Tierarten, von denen viele auf Roten Listen stehen bzw. gesetzlich geschützt sind. So kommen in der Seegeniederung insgesamt
34 Brutvogelarten vor, von denen 17 auf der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands (Ryslavy et al.
2020) geführt werden. Darunter finden sich vier vom Aussterben bedrohte Arten wie Bekassine (Gallinago gallinago) oder
Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria), sieben stark gefährdete Arten wie Braunkehlchen (Saxicola rubetra) oder Kiebitz
(Vanellus vanellus) sowie sechs gefährdete Arten, darunter der Wiedehopf (Upupa epops). Unersetzlich ist die
Seegeniederung auch als Rastplatz nordischer Gänse, Schwäne und Enten. Ihre Artenzusammensetzung und Zahl hängen von den Wasserständen ab
(Tab. A im Online-Zusatzmaterial).
Von besonderer Bedeutung ist das Vorkommen von Schmetterlingen (Köhler, Müller-Köllges
1999; Wegner 2014, 2017) und
Hautflüglern. Für beide Gruppen spielen die Auenwiesen und Trockenrasen wegen ihres Blütenreichtums eine wichtige Rolle als
Nahrungshabitat. Darüber hinaus sind die larvalen, oft monophagen (auf nur eine Pflanzenart spezialisierten) Schmetterlingsraupen an das
Vorkommen seltener Pflanzenarten gebunden (Abb. 10). Unter den gefährdeten Arten sind bspw.
6 Arten auf Röhrichte angewiesen, 4 auf Auenwiesen, 7 auf lichte Gebüschgruppen sowie 13 auf Mager- und Trockenrasen (Tab. B im Online-Zusatzmaterial). Gemäß der Roten Liste der
Großschmetterlinge Niedersachsens (Lobenstein 2004) sind 26 Arten vom Aussterben bedroht,
14 stark gefährdet und 39 gefährdet (vgl. auch Theunert 2015).
Der Blütenreichtum und der durch sandigen Untergrund und Trockenheit bewirkte offene Charakter von Dünen und Trockenrasen ist
Voraussetzung für das Vorkommen einer großen Vielfalt von Hautflüglern, unter denen die hohe Anzahl psammophiler (sandliebender) Arten
bereits als solche wertgebend für die Seegeniederung ist. Gerade den Binnendünen und Trockenrasen als Wärmeinseln kommt eine besondere
Bedeutung für diese Gruppen zu. Insgesamt wurden 97 Wildbienenarten (Apiformes) gefunden, die durch das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG)
alle gesetzlich geschützt und von denen gemäß niedersächsischer Roter Liste 7 vom Aussterben bedroht, 9 stark gefährdet und 8 gefährdet
sind (vgl. Theunert 2015; Tab. C im Online-Zusatzmaterial). Von 600 in Deutschland vorkommenden Arten der „Wespen“ als einer Sammelgruppe kommen
21 Goldwespen (Chrysoidea), 58 Wespen (Vespoidea) und 94 Grabwespen (Spheciformes, Apoidea) in der Seegeniederung vor (Tab. D im Online-Zusatzmaterial). Insgesamt 27 Arten stehen auf der
Roten Liste der „Wespen“ Deutschlands, weitere 14 Arten sind als selten eingestuft (Schmid-Egger, Schmidt
1998; Christier 2013; Schmid-Egger
2011).
4 Schutzwürdigkeit von Lebensräumen und Arten
Aufgrund der großen Zahl von LRT des Anhangs I der FFH-Richtlinie – drei davon prioritär – sowie von Pflanzen- und Tierarten, die auf
Roten Listen stehen, gesetzlich geschützt oder Teil des Anhangs II der FFH-Richtlinie sind, ist die Seegeniederung innerhalb des
UNESCO-Biosphärenreservats „Niedersächsische Elbtalaue“ mit dem höchsten Naturschutzstatus als C-Gebiet versehen. Sie ist zudem im Rahmen
von Natura 2000 als FFH-Gebiet „Elbeniederung zwischen Schnackenburg und Lauenburg“ 2528-331/Nr. 7 gemeldet und Teil des
EU-Vogelschutzgebiets „Niedersächsische Mittelelbe“ Nr. 37. Sie wurde als Teil des „Gebiets mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung
Gartow-Höhbeck“ mit Bundesmitteln gefördert (Wilkens 1985; Bruker 2004). Forschungen an der Mittelelbe zeigen, dass Eindeichungen den Ausstoß von CO2 vergrößern, weil die
Böden weniger Kohlenstoff speichern können, während Deichrückverlegungen und die Erhaltung bzw. Wiederherstellung von Retentionsräumen
effektiven Klimaschutz leisten (Heger et al. 2021). Bei Überschwemmungen bieten Wiesen und
Auenwälder dem Wasser Platz und nehmen es wie ein Schwamm auf. Zudem speichern sie Kohlenstoff und gleichen so CO2-Emissionen
aus. Der Erhaltung des Überflutungsregimes kommt somit höchste Bedeutung zu.
5 Erhaltung der biologischen Bedeutung der Seegeniederung durch länderübergreifenden Hochwasser- und Naturschutz
5.1 Auswirkungen der bisherigen Planungen zum Hochwasserschutz
Die bisherigen Planungen zum Hochwasserschutz in der Seegeniederung (NLWKN 2021) sehen
vor, einen Sperrdeich mit Sperrwerk im Mündungstrichter zu errichten oder – als zweite Möglichkeit – die vorhandenen links- und
rechtsseitigen Deiche um etwa 2 m zu erhöhen und entsprechend zu verbreitern (NLWKN 2021).
Zusätzlich wäre ein Schöpfwerk notwendig, um bei Elbhochwasser die aktuell genehmigte Überleitung der Eigenhochwässer des Alands bei
Elbhochwasser in die Seege gewährleisten zu können (Wilkens 2022). Diese Pläne hätten
unterschiedlich starke Auswirkungen auf den Hochwasser- und Naturschutz – nicht nur in der Seegeniederung, sondern auch im Bereich der
Elbe. Ökologisch wäre die Einengung des etwa 700 m breiten Mündungstrichters der Seegeniederung zur Elbe zwischen der natürlichen
Geländehöhe des Höhbeck und dem gegenüberliegenden Deich bei Meetschow durch einen etwa 1,4 km langen neuen Deich sowie ein
Sperr-/Schöpfwerk mit einer nur wenige Meter weiten Öffnung besonders nachteilig. Alle über 17 m über NHN – der Geländehöhe im Bereich der
geplanten Deichtrasse – auflaufenden Elbhochwässer könnten dann nicht mehr in der vollen Breite des derzeitigen Mündungstrichters
einströmen, da dies nur noch durch die schmale Öffnung des Sperrwerksdurchlasses geschehen könnte. Die Art des Einstroms würde so ihres
naturnahen Charakters beraubt. Er würde zudem zeitlich verzögert erfolgen, was möglicherweise zu einer Verringerung der einfließenden
Wassermenge führen würde. Infolge der nach dem Ausbau der Elbe heute häufig sehr kurzen Durchlaufzeit der Hochwasserwellen würde die
Seegeniederung nicht mehr in dem Umfang überschwemmt werden wie ohne Sperrdeich und Sperrwerk.
Würden sich aber infolge abgeschwächter Hochwasserereignisse die Standort- und Lebensbedingungen in der Seegeniederung an wechselnden
Stellen unterschiedlicher Geländehöhe und/oder Bodenzusammensetzung mit deutlich geringerer räumlich-zeitlicher Dynamik verändern, würde
die Diversität an Tier- und Pflanzenarten stark sinken. Wie schon hervorgehoben wären insbesondere die bei etwa 20 m über NHN gelegenen
LRT gefährdet, die nicht regelmäßig, sondern nur gelegentlich bis selten überschwemmt werden. Dies sind alle Trockenrasen und insbesondere
der prioritäre kalkreiche Sandrasen (LRT 6120) sowie selten überschwemmte Qualmwasserbiotope mit vom Aussterben bedrohten Krebsarten wie
Tanymastix stagnalis und die in Niedersachsen nur hier vorkommende Tännel-Sandbinsen-Gesellschaft (Walther 1977a; Maier, Tessenow 1983; Täuber et al. 2007).
Weiterhin dürften der wechselseitige Austausch und die Ausbreitung von Pflanzen- und Tierarten zwischen der Elbe und ihrem Nebenfluss
Seege erheblich eingeschränkt werden. Die Seegeniederung ist ein intaktes Rückzugs- und Ausbreitungszentrum elbtaltypischer Arten. Der
Verlust der breiten Einstromöffnung und die Einengung auf einen schmalen Durchlass würde daher eine schleichende Verarmung der
Biodiversität nicht nur in der Seegeniederung, sondern auch in anderen Teilen des Naturraums Mittlere Elbe bewirken. Zudem würden durch
den Bau eines Sperr- und/oder Schöpfwerks in einem naturnahen Landschaftsteil, der durch angrenzende gemäß Natura 2000 prioritär
geschützte Bestände der Weichholzaue und Auenwiesen geprägt ist, nicht nur wertvolle LRT mit gefährdeten prioritären Arten wie dem
Fischotter (Lutra lutra) und dem Biber (Castor fiber) beeinträchtigt. Auch das bestehende naturnahe Landschaftsbild dürfte
durch den Bau des Deichs mit der auf seiner Krone verlaufenden Straße und den technischen Bauten eines Sperrwerks visuell erheblich
leiden.
Im Vergleich zu einer Abdeichung mit einem Sperr-/Schöpfwerk wäre die zweite vom NLWKN vorgeschlagene Möglichkeit – eine Ertüchtigung
der bereits bestehenden Deiche – ökologisch weniger gravierend. Die Gefahr der Beeinträchtigung geschützter Lebensräume (FFH-LRT) durch
die Trassenverbreiterung könnte vermieden werden. So verläuft der bestehende Deich rechtsseitig auf langer Strecke entweder in
Kiefernforsten und -monokulturen, grenzt binnendeichs an Intensivackerland oder trägt Straßen. Die Verbreiterung könnte daher in intensiv
genutzten Ackerflächen erfolgen. Linksseitig liegt der Deich z. T. in Ortslage bzw. dort, wo die Gefährdung geschützter Lebensräume
entstehen könnte – hier wird eine Rückverlegung des Deichs vorgeschlagen, wobei gleichzeitig eine Erweiterung des Retentionsraums erreicht
werden könnte (Abb. 3). Bei Verstärkung der vorhandenen Deiche bliebe der gegenwärtige Umfang
des Retentionsraums der Seegeniederung erhalten bzw. würde bei Durchsetzung der vorgeschlagenen Deichrückverlegungen vergrößert.
Ziel des Baus eines Querdeichs ist die Absperrung der Seegeniederung bei Extremhochwasser, was letztendlich zu einer Erhöhung des
Wasserstands in der Elbe führt. Der Rückhalt der Elbhochwässer war die maßgebliche fachtechnische Begründung für die
Festsetzung des Überschwemmungsgebiets der Seegeniederung (NLWKN 2008). Damit ist
wasserrechtlich das Erfordernis eines umfangs-, funktions- und zeitgleichen Ausgleichs des für die Elbe verlorengegangenen Retentionsraums
gem. § 77 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) verbunden. Die bisherigen Planungen zum Hochwasserschutz in der Seegeniederung (NLWKN 2021) beziehen weder in der Niederung vor Ort erfolgende noch entlang der nahen Elbe mögliche
länderübergreifende, den Hochwasserscheitel absenkende Maßnahmen ein. Möglichkeiten der Deichrückverlegung oder Flutpolderentwicklung
werden nicht in Betracht gezogen. Es ist als Verfahrensfehler zu werten, dass bereits projektierte, kurz- bis mittelfristig vollendete
Flutpolder und Deichrückverlegungen in weiter stromaufwärts gelegenen Elbabschnitten nicht berücksichtigt werden, obwohl umfangreiche
Planungen der dort befindlichen Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt im Rahmen des Nationalen Hochwasserschutzprogramms (NHWSP) vorliegen
(https://bit.ly/MLUK_NHWSP, https://hochwasser.sachsen-anhalt.de/standorte/). Modellierungen
zeigen, dass „an der Elbe bei den vergangenen großen Hochwässern (insbesondere 8/2002, 4/2006, 1/2011 und 6/2013) durch bereits
realisierte Maßnahmen über große Strecken hinweg Absenkungen der Scheitelwasserstände um mehrere Dezimeter, immer mit Bezug auf das
konkrete Ereignis, erreicht werden konnten“ (Hatz, Reeps 2021; Hatz et al. 2021).
5.2 Alternativvorschlag zu den Planungen des NLWKN
Um die Seegeniederung als den einzigen verbliebenen größeren naturnahen Rückstauraum weiterhin uneingeschränkt dem Hochwassergang der
Elbe aussetzen zu können, müssten die Maßnahmen des Hochwasserschutzes und die bedeutungsmäßig gleichwertigen Maßnahmen, die zur Erhaltung
der Biodiversität länderübergreifend im Rahmen des NHWSP dienen, miteinander kombiniert werden. Hierzu böten sich eine Reihe von Maßnahmen
in der Seegeniederung an, wodurch auch der Stauraum für übergeleitetes Hochwasser des Alands in die Seege vergrößert werden würde
(Wilkens 2022) (Abb. 3; Kasten 1).
Kasten 1: Vorgeschlagene Maßnahmen zur Kappung extremer Hochwasserscheitel zwischen Wittenberge (Brandenburg) und Dömitz
(Mecklenburg-Vorpommern).
Box 1: Proposed measures to reduce extreme flood peaks between Wittenberge (Brandenburg) and Dömitz
(Mecklenburg-Western Pomerania).
1. Deichrückverlegung bei Wahrenberg (Sachsen-Anhalt) und Wiedereinbeziehung des Garbe Sommerpolders als Überschwemmungsraum
(Wilkens 1999, 2022; Ziff. 1 in
Abb. 2, S. 383): zusätzliche Überschwemmungsfläche ca. 1.000 ha, Beseitigung
einer Engstelle im Hochwasserabfluss der Elbe, Scheitelkappung von Wittenberge elbabwärts. 2. Deichrückverlegung im Naturschutzgebiet (NSG) „Elbdeichhinterland“ zwischen Wittenberge und Cumlosen (Brandenburg;
Ziff. 2 in Abb. 2, S. 383): zusätzliche Überschwemmungsfläche ca. 850 ha,
Beseitigung einer Engstelle im Hochwasserabfluss der Elbe, Scheitelkappung bei und von Wittenberge elbabwärts, Verlegung der
Straße zwischen Cumlosen und Müggenburg auf Damm mit Wellstahltunneln. 3. Deichrückverlegung bei Lütkenwisch (Ziff. 3 in Abb. 2, S. 383): Beseitigung
einer Engstelle im Hochwasserabfluss der Elbe, Verlegung der Straße nach Lütkenwisch auf Damm mit Wellstahltunneln. 4. Nutzung der Lenzer Wische als Durchströmungspolder mit Flutung von Oberstrom bei Lenzen (Ziff. 4a – c in Abb. 2, S. 383): zusätzliche Überschwemmungsfläche ca. 2.200 ha (Stopsack 2015),
Aufweitung einer Engstelle im Hochwasserabfluss zwischen Höhbeck und rechtsseitigem Elbdeich von 500 m auf 1.270 m,
Scheitelkappung von Lenzen elbabwärts und in der Seegeniederung durch:a) Schaffung eines Flutpolders durch Rückverlegung des Elbdeichs zwischen der Fährstelle Lenzen und der Ortschaft
Mödlich an die B 195 (Ziff. 4a in Abb. 2, S. 383), abschnittsweise
Erniedrigung des jetzigen Elbdeichs mit der Funktion als Streichwehr zwischen Fährstelle Lenzen und der Ortschaft
Mödlich auf das jetzige Bemessungshochwasser der Seegeniederung von 9,30 m über Normalhöhennull (NHN). b) Überleitung des Wassers aus dem neuen Polder unter der streckenweise auf einen Damm verlegten B 195 in das
Grabensystem bzw. auf die Flächen der Lenzer Wische (Ziff. 4b in Abb. 2,
S. 383). c) Abfluss aus dem Polder Lenzer Wische durch die historische Mündung der Löcknitz (Ziff. 4c in Abb. 2, S. 383) und über den Löcknitzkanal (LK in Abb. 2, S. 383). Auf diese Weise wird der Hochwasserscheitel weitaus effizienter
gekappt, als es jetzt ein von den Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen in der Lenzer Wische
geplanter Taschenpolder gewährleistet, dessen Flutung vom Unterstrom weit unterhalb der Seegemündung über die
historische Löcknitzmündung gegen das ansteigende Geländeprofil erfolgen soll (Wilkens 2021). Nur der – zumindest im Katastrophenfall betriebene – Durchströmungspolder entlastet die
Seegeniederung. Auf einen derartigen Vorfall beschränkte Entschädigungszahlungen an betroffene Landwirtinnen und
Landwirte sind notwendig. Unbeschadet der evtl. Nutzung des Durchströmungspolders im Katastrophenfall soll ein
regelmäßiges, auf den charakteristischen Rhythmus der Elbhochwässer abgestimmtes Wassermanagement im Raum des
vorgesehenen Taschenpolders im unteren Teil der Lenzer Wische erfolgen (Wilkens
2021).
5. Deichrückverlegung von Meetschow bis Gorleben (Ziff. 5 in Abb. 2, S. 383, in
Abb. 3, S. 384): Aufweitung einer Engstelle des Hochwasserabflusses. 6. Ersatz von in den Jahren nach 1975 bis 2017 abgedeichten Überschwemmungsflächen der Seegeniederung (Abb. 3, S. 384):
7. Flutung eines flach verwallten Polders in der Gartower Elbmarsch zwischen Elbdeich, Höhbeck, Restorfer See, Wolfsberg und
Holtorfer Wiesen über eine Schleuse bei Restorf (auf Katastrophenfall beschränkt, Entschädigungszahlungen an betroffene
Landwirtinnen und Landwirte Voraussetzung, Ziff. 7 in Abb. 3, S. 384).
Vor allem aber müssten in räumlicher Nähe gelegene, angrenzende Niederungen beidseits der Elbe länderübergreifend einbezogen werden
(Abb. 2; Kasten 1). Hierdurch ließe sich eine
erhebliche Absenkung der Hochwasserscheitel erreichen, die nicht nur der Seegeniederung, sondern dem Gesamtraum zugutekäme. So sollte im
Naturschutzgebiet (NSG) „Elbdeichhinterland“ zwischen Wittenberge und Cumlosen (Ziff. 2 in Abb. 2) der Elbdeich zurückverlegt und auf der gegenüberliegenden linken Elbseite ein neuer Deich durch Teile des
Wahrenberger Polders an den Alanddeich geführt werden (Ziff. 1 in Abb. 2), der dann bis zum
Alandsperrwerk die Funktion des linken Elbdeichs hätte. Hierdurch würde der frühere Garbe-Polder unter bestimmten, in Wilkens (2022) erläuterten Bedingungen wieder dem Elbhochwasser zugänglich. Weitere Rückdeichungen
sollten bei dem Ort Lütkenwisch (Ziff. 3 in Abb. 2), v. a. aber zwischen der Fährstelle Lenzen
und dem Ort Mödlich vorgenommen werden. Die Rückdeichung zwischen der Fährstelle Lenzen und dem Ort Mödlich würde die Einbeziehung der
gesamten auf der anderen Elbseite liegenden Lenzer Wische – des früheren Rückstauraums der Löcknitz (Wilkens 2021) – als Durchströmungspolder mit einer Fläche von 2.200 ha (Ziff. 4 in Abb. 2) ermöglichen. Hier steht der Bund im Rahmen des NHWSP in direkter Verantwortung, da in Abstimmung der Länder
Brandenburg, Niedersachen und Mecklenburg-Vorpommern bereits ein Taschenpolder geplant ist, der den unteren Teil der Lenzener Wische
umfasst (Wilkens 2021). Dieser Polder ist jedoch ungeeignet, die Seegeniederung zu entlasten,
da seine bislang vorgesehene Einstromöffnung stromab der Seegemündung liegt. Sinnvoll wäre es, wie zuvor erläutert, einen
Durchströmungspolder mit Einstrom oberhalb der Seegemündung einzurichten.
5.3 Mittelelbe als wesentlicher Bestandteil im Biotopverbund Deutschlands
Die Mittelelbe ist – trotz der Abnahme der Überschwemmungsflächen auf etwa 13 % (Faulhaber
2013) – eine wesentliche Achse im bundesweiten Biotopverbund Deutschlands und sollte durch großflächige Renaturierung
aufgewertet werden (Koenzen et al. 2021; (https://www.bfn.de/sites/default/files/2021-04/AZB_2021_bf.pdf). Auch zwischen Wittenberge (Brandenburg, Strom-km 450) und
Dömitz (Mecklenburg-Vorpommern, Strom-km 500) bietet sich die Schaffung eines weiteren Biotopverbundschwerpunkts an, der auf der für den
Hochwassergang offenen Seegeniederung, den zuvor vorgeschlagenen Rückdeichungsgebieten und wiederhergestellten Retentionsflächen aufbaut.
Dies gilt insbesondere auch wegen einer Reihe bereits abgeschlossener oder noch laufender Naturschutzprojekte in diesem Raum. So wurde
bspw. im Rahmen des Projekts „Lebendige Auen für die Elbe“ die Entwicklung des Auwalds der Hohen Garbe, der an das vorgeschlagene
Rückdeichungsgebiet bei Wahrenberg (Abb. 2) grenzt, im Bundesprogramm Biologische Vielfalt (BPBV)
durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) gefördert (Kleinwächter et al. 2020; https://bit.ly/Lebendige_Auen, https://www.bund.net/elbauen, aufgerufen am 1.9.2021). Ein weiteres bedeutendes Vorhaben ist das schon erwähnte, gleichfalls
abgeschlossene BfN-Naturschutzgroßprojekt der Deichrückverlegung „Lenzener Elbtalaue“ (https://www.bfn.de/projektsteckbriefe/lenzener-elbtalaue; Neuschulz, Purps 2003;
Damm 2013). Die Teilräume sind durch streckenweise breite Außendeichflächen räumlich und
ökologisch miteinander verbunden.
Die Schaffung eines Biotopverbunds bietet sich zudem in diesem Raum an, in dessen Mitte das BUND-Auenzentrum Lenzen schwerpunktmäßig rechtsseitig
der Elbe und der Naturschutzbund Deutschland (NABU), Landesverband Hamburg,
schwerpunktmäßig linksseitig der Elbe im Sinne des Naturschutzes tätig sind. Der NABU Landesverband Hamburg begann in den 1970er-Jahren
mit dem Projekt „Naturschutz in der Elbtalaue“ (https://bit.ly/NABU-Hamburg_Elbtalaue). Eine wesentliche Anschubfinanzierung gab hierbei das Bundesprogramm zur „Errichtung und
Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung“, das v. a. den Ankauf und die
Sicherung schutzwürdiger Flächen in der Seegeniederung, der angrenzenden Gartower Elbmarsch und der Alandniederung durch
den NABU einschloss (Wilkens 1985; Bruker 2004;
Wilkens 2006; Schuhmacher 2010).
6 Fazit
Die Absperrung, weitere Deicherhöhungen und der Neubau von Schöpf- und Sperrwerken sind an der Elbe und ihren Nebenflüssen
insbesondere in Zeiten des Klimawandels weder zukunftsfähig noch langfristig finanzierbar. Für den Hochwasserschutz bedarf es eines
Paradigmenwechsels, indem ehemalige, unbesiedelte Überschwemmungsflächen durch Rückverlegung von Deichen und die Öffnung von
Rückstauräumen wieder in das Hochwassergeschehen einbezogen werden. In Anbetracht der Biodiversitätskrise bietet dies zugleich die Chance
der Renaturierung elbtaltypischer Lebensräume. Die Planung hierfür darf nicht im isolierten „Klein-Klein“ einzelner Bundesländer stecken
bleiben, sondern muss länderübergreifend und mit ganzheitlichen Konzepten erfolgen. Die Seegeniederung – eingebettet in die angrenzende
Elbregion zwischen Wittenberge und Dömitz – kann hier als Modellregion dienen. Der Bund ist in der Pflicht, dies im Rahmen des NHWSP
durchzusetzen.
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Dank
Mein Dank gilt Dr. Hartmut Christier (Bienen und Wespen), Jochen Köhler (Schmetterlinge), Justus Maierhofer (Brutvögel) und Achim
Bruch (Maximalzahlen von Rastvögeln) für die Überlassung von Erfassungsdaten der jeweils in Klammern genannten Tiergruppen. Herrn Dr. C.
Damm bin ich für instruktive Diskussionen und Information, Herrn Dr. R. Schwartz für die Erlaubnis der Übernahme von Abb. 1, S. 382, dankbar. Frau Dr. U. Strecker danke ich für die Erstellung der Karten, die
Bearbeitung der Fotos und die kritische Durchsicht des Manuskripts. Herrn Janek Dreibrodt (MLUK Brandenburg) und Robert Wenzel (LfU
Brandenburg) übermittelten mir dankenswerterweise Informationen zum Hochwasserschutz an der Elbe und ihren Nebengewässern. Mein Dank gilt
weiterhin zwei Gutachterinnen/Gutachtern sowie insbesondere Frau Karin Roth und Herrn Dr. Ulrich Sukopp für wertvolle, kritische Hinweise,
das sorgfältige Lektorat und einem besseren Verständnis dienende Eingriffe in den Text.
Zusatzmaterial zum Beitrag
Wilkens H.: Die Seegeniederung im UNESCO-Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ – Erhaltung des letzten offenen Rückstauraums
der Mittelelbe durch länderübergreifenden Hochwasserschutz. Natur und Landschaft 97(8): 381 – 390. DOI: 10.19217/NuL2022-08-02
PDF
Zusatzmaterial (Abbildungen und Tabellen zum
länderübergreifenden Hochwasserschutz zur Erhaltung der Seegeniederung)